„Was uns vereint ist das gemeinsame Ziel“

Die Rega zählt zu den beliebtesten Unternehmen der Schweiz. Anlässlich unseres Hochalpinen Symposiums dürfen wir Ernst Kohler, CEO der Rega, kennenlernen und in die Welt der Luftrettung eintauchen.

Ernst Kohler, CEO der Rega und Bergführer in der 5. Generation spricht an unserem 2. Hochalpinen Symposium Gaflei über Licht und Schatten, Freud und Leid in der Welt der Luftrettung. Er schlägt eine Brücke von den Anfängen der alpinen Rettung seiner Vorfahren bis heute. Ernst Kohler zeigt auf, wie eine der modernsten Luftrettungsorganisationen der Welt im Spannungsfeld zwischen Profit und Non-Profit funktionieren und welche Rolle Vertrauen, Verantwortung und vorbildliches Handeln am Berg und im Managementalltag spielen. In seinem Vortrag am Symposium wird er deutlich machen, dass sich die Herausforderungen im Umgang mit Menschen in der Not und deren Leid trotz technischem Fortschritt nicht geändert haben und auch nicht ändern werden.

Mit Ernst Kohler sprach Marc Risch.

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Lieber Ernst, vielen Dank für Deine Bereitschaft, im Zusammenhang mit dem bevorstehenden «Hochalpinen Symposium Gaflei» am 30.08.2019 für persönliche und tiefsinnige Fragen, auch aus der Welt der Schweizerischen Flugrettung, zur Verfügung zu stehen. Ich danke Dir, dass wir das Interview, im alpinen «Du» abhalten können. Wir freuen uns auf dein Referat.

Die Rega half im letzten Jahr mehr als 11’000 Menschen. Musstest du schon mal selbst die Rega rufen?

Ich hatte bis jetzt das Glück, dass ich meine Bergtouren und meine sonstigen Freizeitaktivitäten ohne grössere Zwischenfälle erleben durfte. Dafür bin ich sehr dankbar, weil es nicht selbstverständlich ist. Ich würde aber bei einem medizinischen Problem oder bei Schwierigkeiten in den Bergen nicht zögern, die Rega um Hilfe zu rufen. Als Bergführer und ehemaliger Bergretter bin ich mir bewusst, dass viele Unfälle durch eine rechtzeitige Alarmierung verhindert werden können. Durch meine Arbeit für die Rega kenne ich die Abläufe sehr genau. Das gibt mir zusätzliche Sicherheit, da ich weiss, dass Profis am Werk sind. Falls ich je einen unserer Rettungshelikopter oder Ambulanzjets benötigen würde, wüsste ich dass ich in den besten Händen bin und könnte mich beruhigt dem Können, dem Wissen und der Erfahrung unserer Fachleute anvertrauen.

Als CEO der Rega sind deine Passion für die Bergrettung aber auch die Liebe zur Fliegerei vereint. Ein Traumjob für dich?

Ja das ist es tatsächlich. In unserer Organisation arbeiten Menschen mit den verschiedensten Hintergründen, Berufs- und Lebenserfahrungen zusammen. Was uns vereint, ist das gemeinsame Ziel. Wir wollen Menschen in Not so schnell wie möglich professionelle Hilfe aus der Luft bringen und dies auf dem höchstmöglichen Niveau. Dieses Niveau steigt stetig mit der Entwicklung beispielsweise in der Technik oder der Medizin. Wie wir die Luftrettung noch weiter verbessern können, treibt alle Mitarbeitenden der Rega an: Im Moment arbeiten wir zum Beispiel mit Hochdruck an unserer Vision der wetterunabhängigen Rettung. Dazu braucht es nicht nur Technik, sondern vor allem auch Mitarbeitende, die mitziehen sowie regulatorischen und politischen Support. Dieses Team zu führen, gemeinsam eine Vision zu verfolgen und Schritt für Schritt umzusetzen, das macht mir Freude.

Welche Werte sind dir als Person und in deiner Rolle als CEO wichtig?

Vertrauen ist für mich das, worauf es am Ende immer hinausläuft. Ob ich am Berg in einer Seilschaft bin oder im geschäftlichen Umfeld ein Problem löse, ist letztlich das Gleiche. Man muss den anderen vertrauen, muss sich aufeinander verlassen können. Diese Verlässlichkeit gibt Sicherheit, und diese Sicherheit führt zu guten Ergebnissen. Das habe ich in ganz verschiedenen Bereichen beobachtet, un in ganz verschiedenen Rollen. Als junger Vater, als Bergführer oder als CEO ging und geht es immer wieder um dieses Vertrauen, um die Arbeit mit anderen Menschen.

Daraus kommt für mich ein zweiter wichtiger Punkt: Die Vorbildfunktion. Ich bin bestrebt, für andere ein gutes Vorbild zu sein. Ob die eigenen Kinder, Freunde oder Mitarbeitende – immer wieder hat sich bewahrheitet, dass man so viel reden kann, wie man möchte: Verhaltensänderungen bewirkt man nur, indem man etwas vorlebt. Wie sonst kann ich etwas von anderen erwarten, wenn ich es nicht selbst lebe?

Die Rega ist eines der beliebtesten Unternehmen der Schweiz. Als eine der modernsten Luftrettungsorganisationen steht ihr im Spannungsfeld von Profit und Non-Profit. Wie funktioniert ihr? Wie geht ihr mit Gegenwind um?

Gegenwind ist in der Fliegerei zentral, denn Flugzeuge starten nicht mit dem Wind, sondern gegen ihn. Anders gesagt: Wer glaubt, alles richtig zu machen, kann sich nicht verbessern. Und es gehört zu unseren Aufgaben, die Luftrettung noch weiter zu verbessern – zugunsten unserer Patientinnen und Patienten. In diesem Sinne ist Kritik für uns wichtig und wir nehmen sie auch ernst.

Wir sind unserer Aufgabe verpflichtet und eine ganz zentrale Frage stellen wir uns auch bei wichtigen Entscheidungen immer wieder: Was hilft dem Patienten? Als eine von Gönnern finanzierte, nicht gewinnorientierte und gemeinnützige Stiftung sind wir in der privilegierten Situation, dass wir den Patienten ins Zentrum unseres Handelns stellen können – ohne kommerzielle Interessen oder Hintergedanken.

 

Vielen Dank für deine Ausführungen, Ernst. Wir freuen uns, dich am 30.08.2019 auf Gaflei begrüssen zu dürfen und wir sind zuversichtlich, dass wir dir am Symposium, noch die eine oder andere spannend Antwort entlocken kann.

Factbox

Ernst Kohler
CEO Rega

Ernst Kohler, geboren 1963, erlernte den Beruf des Elektromonteurs und bildete sich anschliessend an der Technischen Fachschule in Winterthur weiter. Parallel dazu erwarb er 1985 des Bernische Bergführerpatent. Er sammelt grosse Erfahrung als Bergretter, unter anderem als stellvertretender Rettungschef der Alpinen Rettung Schweiz in Meiringen.

1987 trat Ernst Kohler in das damalige Bundesamt für Militärflugplätze ein und leitete verschiedene Projekte der Luftwaffe. 1966 übernahm er die Leitung der Abteilung Elektronikbetriebe der Luftwaffe Meiringen. Es folgte ein Diplomstudium in Betriebswirtschaft am St. Galler Management Institut im 2001/2002. Seit 2004 war er Mitglied der Geschäftsleitung der Betrieb Luftwaffe und führte als Betriebsleiter den Betrieb Berner Oberland. Er bekleidet militärisch den Grad eines Obersten der Luftwaffe. Ernst Kohler ist seit 2006 Vorsitzender der Geschäftsleitung Rega. Zuvor war er von 1999 bis 2005 Stiftungsrat der Rega und Mitglied der Finanzkommission.

Ernst Kohler ist verheiratet und hat vier Kinder.

 

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