Die Geburt eines Kindes verändert alles. Aus einem Paar werden Eltern – wird eine Familie. Diese neue Situation stellt Mann und Frau vor neue Herausforderungen. Nicht nur Mütter, sondern auch Väter können nach der Geburt ihres Kindes ein Stimmungstief erleben.
Laut Studie ist einer von zehn Männern während der Schwangerschaft und nach einer Geburt im ersten Lebensjahr des Kindes davon betroffen
Ursache der depressiven Verstimmungen beim Vater
Anders als bei Müttern, spielen beim Mann die Hormone spielen eher eine untergeordnete Rolle. Vielmehr sind es die Belastungen, Unsicherheiten und Versagensängste, die einem jungen Vater nach der Familiengründung zusetzen können.
Der Übergang bzw. die Veränderung vom Paar zur Familie, die Ansprüche, unterschiedliche Vorstellungen und das Rollenbild stellt den Mann vor neue Herausforderungen.
Der heutige Papa müsste eigentlich „Superman“ sein. Eigene aber auch fremde Erwartungen werden an ihn herangetragen:
– er sollte für seine Familie sorgen, sodass ausreichend Geld vorhanden ist
– er sollte einen Lebensraum bauen bzw. schaffen inkl. entsprechendem Fahrzeug
– er sollte stets souverän und selbstsicher sein
– er sollte von alleine wissen, was er als Vater tun muss und braucht keine Hilfe
– er sollte gleichzeitig liebevoll, fürsorglich, kooperativ und anpassungsbereit sein
– er sollte sich Zeit für die Familie nehmen und sich um das Kind kümmern sowie die Frau entlasten
Der ideale Papa, wer ist das?
Wie kann und will sich der Mann in seiner neuen Rolle einbringen. Ist er vorbereitet auf das NEUE? Was erwartet er von sich und was wird von ihm erwartet? Wie lässt sich die Rolle des Ernährers und des Vater-sein in den Alltag integrieren? Gesellschaftspolitisch stecken die Väter in einem Dilemma. Wie steht der Arbeitgeber zu einem Vaterschaftsurlaub. Dazu kommen noch die Veränderungen bei seiner Partnerin – der Mutter seines Kindes. Diese Umstellungen, welche eine Vaterschaft mit sich bringt, stellen einen kritischen Übergang dar, welcher sich auf die psychische Gesundheit auswirken kann. Gefühle von Niedergeschlagenheit, Verstimmung, Reizbarkeit, dazu Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche und die eigene hohe Erwartungshaltung können eine depressive Verstimmung verstärken. Hält die diese gedrückte Stimmung längerfristig an, muss gehandelt werden.
Eine Depression kann nicht nur für die betroffene Person selbst ein Problem sein. Das Familienleben wird dadurch sehr stark beeinflusst. Die Paarbeziehung und das Kind können darunter leiden. Depressive Verstimmung kann zu Stresssituation innerhalb der Familie führen. Unzufriedenheit, Unklarheiten können zu Missverständnissen führen. Bei Rückzug und Sprachlosigkeit ist ein Paarkonflikt vorprogrammiert.
Aushalten?
Den Anspruch zu haben es selbst zu schaffen, auszuhalten und mit sich auszuhandeln, steht nach wie vor als Lösungsversuch für viele Männer im Vordergrund.
Reicht die Freizeit nicht, um wieder in Balance zu kommen, ist es wichtig sich Unterstützung und Hilfe zu holen, gerade in Hinblick auf die Bindung und den Kontakt zu seinem Kind.
In jeder Partnerschaft ist die Kommunikation, das Miteinander wichtig. Offen mit der Partnerin zu reden, schafft die Möglichkeiten sich gegenseitig zu unterstützen, zu stärken und gemeinsam in die neue Rolle hineinzuwachsen. Vor allem das aktive nachfragen „Wie geht’s dir?“ „Wie fühlst du dich?“ sowie das Zuhören und Dasein für den Partner hilft. Die Stärkung des Selbstwertgefühles ist in dieser Zeit ist ebenfalls sehr wichtig.
Hilfe zu holen gilt nicht mehr als Schwäche oder Unmännlich. Es ist in der Praxis festzustellen Männer werden mutiger und holen sich psychosoziale Unterstützung.
Zum Autor
Bettina Thaler war nach ihrer ersten Grundausbildung als Sozialpädagogin ich in der Jugendarbeit, später in der ambulanten sozialpsychiatrischen Beratungsstelle tätig. Ihrer Grundausbildung zur Sexualtherapeutin an der Universität Innsbruck und Jena folgte eine Zusatzausbildung für Paar- und Sexualtherapie bei Ulrich Clement. Weitere berufliche Erfahrungen machte Bettina Thaler in der Betreuungsarbeit im Frauenhaus sowie im Aufbau und der Leitung der Beratungsstelle für Schwangerschaft und Sexualität in Sargans (CH). Zudem betreibt Bettina Thaler seit 5 Jahren eine eigene Praxis. Im Clinicum Alpinum ist sie seit 2019 als Therapeutin tätig.
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