FAQ Depression

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet damit, dass im Jahr 2030 die affektiven Störungen, zu denen vor allem Depressionen und somit auch schwere Stressfolgeerkrankungen zählen, die häufigsten Krankheiten darstellen werden.

Jeder Fünfte hat ein hohes Risiko, einmal im Leben an einer behandlungsbedürftigen Depression zu erkranken. Anders formuliert: weltweit sind aktuell mehr als 300 Millionen Menschen von einer Depression betroffen – Tendenz leider stark steigend.

Diese Häufigkeit der Depression bedeutet auch, dass jeder in seinem Bekannten- oder Familienumfeld Betroffene finden kann. Fakt ist gemäss WHO auch, dass nach wie vor ca. 50 Prozent aller schweren Depressionen nicht behandelt werden.

Wie zeigt sich eine Depression? Wie wird eine Depression behandelt? Kann man die Erkrankung heilen? Wie sieht die Prävention aus? Antworten auf diese Fragen finden Sie hier:

Was ist eine Depression?

Eine Depression ist eine Erkrankung, welche den Menschen als Ganzes betrifft: den Körper, die Stimmungslage, das Denken uvm. Die Depression wirkt sich darauf aus, wie man sich fühlt, wie man denkt, schläft und isst.
Einfache Alltagsfunktionen sind je nach Stadium und Verlauf stark beeinträchtigt.

Zudem wird die Krankheit heute als «systemische» Erkrankung betrachtet, da sie neben der Gefühlswelt und dem Gehirn auch andere Organfunktionen in Mitleidenschaft ziehen kann.

Die Krankheit ist weit mehr als «Unglücklichsein». Depression ist beständig, dauert Wochen bis Monate an, nicht nur einige Stunden oder Tage. Aber: Sie ist behandelbar. Heute können mehr als 2/3 aller Fälle geheilt werden.

Was sind Symptome einer Depression?

Die Depression weist verschiedene Symptome auf, die auch hinsichtlich des Schweregrades unterschiedlich sein können:

  • gedrückte Stimmung
  • verminderter Antrieb
  • Interessensverlust und/oder Freudlosigkeit, an Aktivitäten die gewöhnlich als angenehm empfunden wurden
  • Konzentrationsschwierigkeiten und verminderte Aufmerksamkeit
  • Angst und innere Unruhe
  • Erschöpfung und ausgeprägte Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Gewichtsverlust aufgrund verminderten Appetites
  • fehlendes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Schuldgefühle und Selbstvorwürfe
  • Unentschlossenheit, Unsicherheit
  • Hoffnungslosigkeit, negative Zukunftsperspektive
  • tiefe Verzweiflung bis hin zu Suizidgedanken

Nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) (ICD-10) ist eine depressive Episode durch das Vorliegen einiger, der oben erwähnten Symptome, über einen bestimmten Zeitraum von mindestens zwei Wochen gekennzeichnet. Der Beginn einer Depression steht häufig mit belastenden Ereignissen oder Situationen in Zusammenhang.

Eine schwere Depression, auf dessen Behandlung sich das Clinicum Alpinum spezialisiert, bedeutet, dass Menschen mit vier und mehr der genannten Symptome belastet sind, meist grosse Schwierigkeiten haben alltägliche Aktivitäten fortzusetzen, Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld sowie Suizidgedanken haben und nur noch eine stationäre Behandlung als Therapie in Frage kommt.

Wie entsteht eine Depression? (Ursachen)

Vieles ist noch nicht restlos geklärt. Sicher ist: Bei einer Depression ist die Kommunikation der Nervenzellen im Gehirn gestört. Unser Hirn kann bis ins hohe Erwachsenenalter noch neue und funktionsfähige Nervenzellen bilden. Diese Nervenzellbildung bzw. deren Plastizität spielt vermutlich eine grosse Rolle bei der Entstehung psychischer Erkrankungen. Chronischer Stress trägt dazu bei, dass die Nervenzellneubildung zurückgeht bzw. eingestellt wird.

Die Bandbreite für Stressfolgeerscheinungen reichen von einfachen, vorübergehenden vegetativen Syndromen (z.B. Magenbeschwerden) bis hin zu komplexen Erschöpfungsbildern im Sinne einer Depression. Immer ist dabei die persönliche, psychische Bewertung der Symptome und der Umgang damit entscheidend.

Unser Verständnis von Stressfolgeerkrankungen fusst auf der Überzeugung, dass sich körperlicher und emotionaler Stress gegenseitig verstärken können und daraus schwerste Krankheitsbilder wie plötzlich auftretende Angst- und oder Panikstörungen sowie schwer depressive Zustände resultieren. Das Vollbild einer schweren emotional einschränkenden Stressfolgeerkrankung nennt man nach unserem Verständnis «Depression».

Eine Depression hat jedoch selten eine einzige Ursache. Häufig führt ein Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren zu einer Erkrankung. Akute psychosoziale Belastungen, wie z.B. der Verlust einer wichtigen Bezugsperson oder chronische Überlastungssituationen können Auslöser einer depressiven Episode sein. Aber auch soziale Faktoren (z.B. Arbeitslosigkeit, Pensionierung) treten vermehrt vor dem Beginn einer Depression auf. Depression kann konzeptionell am besten anhand des bio-psycho-sozialen Krankheitsmodell verstanden werden. Nicht zuletzt können auch andere Erkrankungen wie Tumorbildungen aufgrund ihres existenzbedrohenden Charakters zu Stressfolgeerkrankungen führen.

Es existieren auch Unterformen der Depression, welche familiär gehäuft vorkommen, sodass eine vererbte biologische Anfälligkeit eine Rolle spielt. Ein Gen, das verantwortlich für eine Depression ist, existiert jedoch nicht. Neueste epigenetische Forschungsresultate legen jedoch einen direkten Einfluss von Stress auf das Gehirn dar.

Wie wird eine Depression diagnostiziert?

Mit einer umfassenden Differentialdiagnostik.
Der erste Schritt ist eine körperliche Untersuchung durch einen Arzt. Einige Krankheiten, wie z.B. Virusinfektionen, Mangelzustände oder gewisse Medikamente können dieselben Symptome wie eine Depression hervorrufen. Für eine genaue Diagnose, müssen andere Krankheiten ausgeschlossen werden.

Dies geschieht durch eine Untersuchung, eine umfassende Anamneseerhebung und Labortests.

Wird keine körperliche Ursache für die Symptome gefunden, empfiehlt sich eine
(neuro-)psychologische Untersuchung, vorzugsweise durch einen Psychologen oder einen Facharzt für Psychiatrie und Psychologie.

Wie wird eine Depression behandelt?

Das Positive vorweg: Eine Depression ist sehr gut behandelbar und häufig heilbar. Betroffene und Angehörige sollen Hilfe in Anspruch nehmen, um die Depression zu verstehen und zu behandeln.

Dabei stehen folgende Behandlungsziele im Vordergrund:

  • die Verminderung der depressiven Symptomatik
    • die Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit in beruflicher und sozialer Hinsicht
    • die Wiederherstellung des seelischen Gleichgewichts
    • die Senkung der Rückfallwahrscheinlichkeit
    • die Verhinderung der Selbsttötung

    Aufgrund dieser Ziele gliedert sich der Behandlungsablauf der Depression in drei Phasen:

    Akutbehandlung

    Bessert die Beschwerden und bringt diese zum Abklingen. Bei der stationären Behandlung im Clinicum Alpinum wird besonders Wert gelegt auf:

  • Eine Normalisierung des Schlaf/-Wachrhythmus
  • Einen optimalen Wechsel von Aktivität und Erholung
  • Eine ausgewogene Ernährung und Flüssigkeitszufuhr
  • Regelmässige Bewegung und das gezielte Trainieren des eigenen Körpers und der Selbstwahrnehmung
  • Eine unterstützende und individuell angepasste Anwendung von Medikamenten
  • Die Berücksichtigung von Lichttherapieaspekten
  • Sowie eine hochfrequentierte psychologisch-psychotherapeutische Individualtherapie
  • Dauer: 6-12 Wochen

    Erhaltungstherapie

    Vermindert Rückfälle durch eine weitere Stabilisierung der symptomfreien Erkrankungsphase. Erst wenn die Symptomfreiheit unter dieser Therapie sechs Monate andauert, kann von vollständiger Heilung gesprochen werden.

    Dauer: vier bis neun Monate

    Wichtig: Es können Krankheitssymptome eine Weiterbehandlung notwendig machen, welche anfänglich nicht im Vordergrund standen. Durch die Besserung anderer Symptome wie Suizidalität oder Schlafstörungen werden sie jedoch häufig erst wahrgenommen oder erkannt. Oft ist dies die beeinträchtigte geistige Leistungsfähigkeit, z.B. Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis.

    Rückfallprophylaxe

    Verhindert die Wiedererkrankung nach der vollständigen Heilung und beugt der Entwicklung einer neuen Krankheitsepisode vor.

    Dauer: ein bis mehrere Jahre.

    Als Therapie stehen die psychotherapeutische und die medikamentöse Behandlung sowie unterstützende Massnahmen (z.B. Lichttherapie, körperliche Aktivität, uvm.) zur Verfügung.

    Gibt es Präventionsmöglichkeiten?

    Eine gewisse Form der Selbstreflexion hilft zumindest, Lebensfragen zu beantworten und einer schweren Erkrankung vorzubeugen. Auch hier kann bereits therapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden. Was ist mir wichtig? Wo will ich meine Ressourcen einsetzen? Es hilft, den eigenen Werte-Kompass immer wieder neu zu justieren. Welche Last kann ich tragen? Soziale Teilhabe ist zudem einer der wichtigsten Faktoren, um gesund zu bleiben.

    Vereine und Freiwilligenarbeit tun enorm gut. Man darf übrigens ruhig auch digitale Kontakte pflegen, solange man in Echtzeit kommuniziert. Es geht für viele Menschen um die Frage des sinnhaften Tuns. Macht Arbeit krank oder tut sie einem gut? Zu den weiteren Wirkfaktoren, die aufeinander abgestimmt sein sollten um die persönliche Balance halten zu können, gehören in jedem Fall eine gesunde Ernährung, Licht, ausreichend Schlaf, und Bewegung.