Anhaltende Schlafstörungen machen uns krank!

Für immer mehr Menschen wird die Nacht zur Qual. Oft ist es sogar der Gedanke an die Nacht, welcher einem Kopfzerbrechen bedeutet. Bereits ein Viertel der Schweizer Bevölkerung leidet an Schlafstörungen. Schlechter, zu wenig oder gestörter Schlaf wirkt sich negativ auf unser Wohlbefinden sowie auf unsere körperliche und psychische Gesundheit aus. Dieser Artikel erläutert, wieso ein erholsamer Schlaf so wichtig für uns ist und welche Folgen Schlafstörungen sowohl für die Betroffenen, als auch für unsere Gesellschaft haben können.

Schlafen: Eine elementare Lebensfunktion

Im Jahr verbringen wir etwa 3000 Stunden mit Schlafen. Das ist auch gut so, denn im Schlaf hat unser Körper die Möglichkeit, die Hormone und das Immunsystem zu regenerieren und so ein gesundes Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus kann unser Gehirn im Schlaf die Informationen des Tages einordnen, sie mit früheren Erfahrungen verknüpfen und auf die Bedeutung für die eigene Person überprüfen. Im Schlaf wird zudem das Nervenwachstum angeregt, wodurch die Informationen im Gedächtnis verankert werden können, so dass wir uns auch zu einem späteren Zeitpunkt noch daran erinnern können.

Für Betroffene wird das Zubettgehen zur Qual

Mittlerweile ist der Schlaf bei vielen Menschen jedoch nicht mehr nur mit Erholung oder süssen Träumen verbunden, sondern die Nacht stellt regelrecht einen Alptraum dar, weil sich bereits vor oder während dem Zubettgehen die Angst vor einer weiteren schlaflosen Nacht in den Vordergrund drängt. Die von den Betroffenen an den häufigsten geäusserten Beschwerden sind Ein- und Durchschlafstörungen, häufiges nächtliches Erwachen, frühmorgendliches Erwachen und/oder eine beeinträchtigte Tagesmüdigkeit. Die Gründe für nächtliche Schlaflosigkeit sind vielfältig. Eine Schlafstörung kann sich sowohl als eigenständiges Krankheitsbild als auch als Symptom einer organischen oder psychischen Störung (z. B. Depression) äussern.

Schlafmangel bleibt nicht ohne Folgen

Unser Tag ist so voll mit Aktivitäten, dass wir durchschnittlich zweieinhalb Stunden weniger schlafen als noch unsere Urgrosseltern. Diese Entwicklung ist jedoch nicht gesundheitsfördernd. Dies sind die neusten Erkenntnisse von Schlafmedizinern. Dass ein Schlafdefizit langfristig nicht folgenlos bleibt, liegt auf der Hand. Doch welche Konsequenzen hat zu wenig Schlaf tatsächlich?

– Schlafstörungen schwächen das Immunsystem: Jeder kennt es: schon bei einer normalen Erkältung steigt unser Schlafbedürfnis deutlich an. Der Grund dafür sind Botenstoffe in unserem Körper, die bei einer Infektion verstärkt freigegeben werden. Aktuelle Studien belegen, dass Schlaf die Arbeit bestimmter Abwehrzellen, sogenannte T-Zellen, unterstützt. Die T-Zellen gehören zu den Hauptakteuren des Immunsystems. Wenn sie eine von Krankheitserregern befallene Zelle erkennen, aktivieren sie bestimmte Rezeptoren, mit denen sie ihr Ziel kapern und vernichten können. Dies ist für die erfolgreiche Bekämpfung von Viren und Bakterien wichtig. Schlafen wir zu wenig, kommt dieser Prozess nicht richtig in Gang. Denn akuter Schlafmangel hemmt die Arbeit der T-Zellen. Bereits drei Stunden Schlaf pro Nacht zu wenig können demnach das Immunsystem beeinträchtigen.

– zu wenig Schlaf blockiert die sogenannten „Selbstheilungskräfte“: Diese Blockierung fördert eine Therapie-Resistenz, verstärkt Schmerzzustände und mindert beispielsweise die Wirkung von Psychopharmaka.

– Schlafmangel beeinträchtigt unser Wohlbefinden, vermindert unsere Konzentration und ruft negative Stressreaktionen hervor. Dadurch erhöht sich für die Betroffenen das Risiko von Fehlentscheidungen, Unfällen und die Fehlerhäufigkeit steigt. Studien haben herausgefunden, dass unsere Reaktion nach einer Nacht mit nur vier Stunden Schlaf, derselben Reaktion entspricht, wie wenn wir 0.5 Promille Alkohol im Blut haben. D.h. wir sehen immer schlechter, unser Hörvermögen ist beeinträchtigt und wir sind nicht mehr in der Lage Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen. Unsere Konzentration, unsere Kritik-/Urteilsfähigkeit, und auch unser Reaktionsvermögen nimmt deutlich ab. Eine durchwachte Nacht steigert diesen Wert sogar auf 0.8 Promille.

– Chronischer Schlafmangel ist die Ursache zahlreicher Symptome und Krankheiten. Das Auftreten von Kopfschmerzen, ADHS-Symptomen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Angststörungen, Krebs, Alzheimer, Diabetes, Übergewicht u. v. a. wird durch Schlafstörungen begünstigt.

Schlafmangel kostet die Wirtschaft Milliarden

Schlafmangel geht mit einer höheren Sterblichkeit und einer geringeren Produktivität einher. Genau wie die Depression wirken sich auch Schlafstörungen direkt auf die Wirtschaft aus und verursachen Milliardenkosten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der RAND Europe Organisation, welche die Daten aus fünf OECD Ländern analysiert hat. Menschen mit weniger als sechs Stunden Schlaf pro Nacht haben eine 13 Prozent höhere Sterbewahrscheinlichkeit. Auf nationaler Ebene verliert eine Volkswirtschaft 3 Prozent des Bruttoinlandproduktes durch Schlafmangel. Hingegen erhöht sich die Wirtschaftskraft, wenn die Mitarbeitenden ausgeschlafen sind. Somit wird der viel zitierte Ausdruck «wer wenig schläft ist fleissig und tüchtig» wissenschaftlich widerlegt. Denn genau diese Kosten zeigen uns, wie wichtig ein erholsamer Schlaf auch für die Volkswirtschaft einer Nation ist.

Zum Autor
Fabian Müller, studierte Psychologie in Zürich und schloss sein Studium mit einem Master in klinischer Psychologie ab. Aktuell absolviert der Psychologe die Weiterbildung „Psychotherapie mit kognitiv-behavioralem und interpersonalem Schwerpunkt“ am Klaus-Grawe-Institut in Zürich. Während dem Studium arbeitete er im Schlaflabor Fluntern in Zürich. Nach seinem Abschluss arbeitete er in der Klinik St. Pirminsberg in Pfäfers und war dort als Stationspsychologe auf der Entwöhnungsstation und Praktikumskoordinator im Bereich Psychologie tätig. Seit März 2019 arbeitet der Psychologe bei uns im Clinicum Alpinum.

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