Chronobiologie und Schlaf

Heute am 18.März ist Weltschlaftag. Grund genug, sich mit dem Thema und dabei speziell mit der Chronobiologie in unserem Ratgeber-Artikel auseinanderzusetzen.

Schlafstörungen sind weit verbreitet, was verständlich ist: Schlaf ist ein zentraler Bestandteil unseres Lebens – wir schlafen rund ein Drittel unseres Lebens – und im Unterschied zu früheren Zeiten verbringen wir heutzutage viel mehr Zeit in geschlossenen Räumen und sind damit nicht mehr dem natürlichen Zeitgeber Sonnenlicht ausgesetzt. Die meisten von uns verwenden einen Wecker, um den Schlaf zu beenden und die Tagesarbeit zu beginnen, was dafür spricht, dass für viele Menschen die Schlafzeit zugunsten der Wachzeit verkürzt ist. Was sind die biologischen Hintergründe für die vielzitierte „innere Uhr“? Was ist eigentlich Chronobiologie? Und wie hängen Schlafstörungen mit unseren biologischen Rhythmen zusammen? Einen Überblick über diese grundlegenden Fragen bieten wir hier.

Was ist Chronobiologie?

Chronobiologie ist ein Teilgebiet der Biologie, „chrónos“ bedeutet auf Altgriechisch „Zeit“. Dieses relativ neue Forschungsgebiet untersucht, wie physiologische Prozesse zeitlich organisiert sind und wie sich Verhaltensmuster bei Tieren und Menschen in bestimmten Zeitabständen wiederholen. Beispiele für rhythmische Abläufe im menschlichen Körper sind etwa Zellteilung, Herzschlag, Schlaf-Wach und der Menstruationszyklus. Die Impulse für die körpereigenen Rhythmen gehen von der inneren Uhr aus und folgen in gewissen zeitlichen Abständen aufeinander. Äußere Einflüsse wie Tageslicht oder Nahrungsaufnahme können die Dauer der zeitlichen Abläufe im Körper beeinflussen. Auch beim Fehlen von äußeren Einflüssen laufen viele natürliche Rhythmen weiter, allerdings ohne Anbindung an die äussere Zeit. Innere und äussere Uhr zeigen verschiedene Zeiten an, der Körper will schlafen und draussen scheint die Sonne. Studien in zeitgeberfreier Umgebung an Menschen und Versuchstieren zeigen diese Desynchronisation der Uhren. Auch im Alltag ist es wichtig, Tageslicht vom Aufstehen bis zum Abend zur Verfügung zu haben, sei es von der Sonne oder aus einer Tageslichtlampe.

Was versteht man unter innerer Uhr?

Im Grunde genommen hat jeder Mensch eine Vielzahl innerer Uhren, denn einzelne Zellen, Gewebe und Organe besitzen ein sogenanntes molekulares Uhrwerk. Diese müssen untereinander abgestimmt werden, um sicherzustellen, dass der Körper funktioniert. Dafür ist die zentrale Uhr, der sogenannte Nukleus suprachiasmaticus im Gehirn, genauer gesagt im Hypothalamus, zuständig. Von dort aus werden Prozesse wie Stoffwechsel, Muskelspannung, Nierenfunktion und Konzentrationsfähigkeit, Stimmung mithilfe von Hormonen gesteuert, entsprechend einer 24-Stunden-RhythmikDieser 24-Stunden-Rhythmus wird auch „circadian“ genannt, weil er „ungefähr einem Tag“ entspricht, so die Übersetzung aus dem Lateinischen. Die meisten Menschen haben keinen exakten 24 Stunden Rhythmus. Der innere Tag dauert bei den meisten etwa 20 Minuten länger. Daher muss auch jeden Morgen die innere Uhr neu gestellt werden. Das funktioniert am besten mit Tageslicht von der Sonne oder einer entsprechenden Lampe.

Schlafstörungen – Wenn die innere und äussere Uhr nicht mehr im Gleichtackt sind

Die innere Uhr kann schon durch geringe Veränderungen imgewohnten Tagesablauf aus dem Takt geraten. Deutlich spürbar sind z.B. der Wechsel von einer Zeitzone in eine andere oder die Umstellung auf Sommer- oder Winterzeit. Das kann zu Schlafproblemen und Unwohlsein führen und in weiterer Folge auch den Stoffwechsel negativ beeinflussen.

Was bei Schlafstörungen helfen kann

Aus medizinischer Sicht spricht man von einer Insomnie Schlaflosigkeit, wenn jemand über einen Monat, wenigstens dreimal in der Woche hinweg Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen hat. Halten die Schlafstörungen schon monatelang an, werden sie als chronisch bezeichnet. Schlafstörungen können zu unterschiedlichen Krankheiten führen. Besonders problematisch ist der Einfluss von Depressionen und Schlafstörungen aufeinander: Beide können sich gegenseitig bedingen und verstärken.

Bei leichten Schlafstörungen kann ein geregelter Tagesrhythmus, bei dem man z.B. etwa zwei Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr isst und auch regelmäßig Sport macht (Schlafhygiene), schon dazu beitragen, dass man wieder besser schläft. Bei anhaltenden Schlafstörungen sollten Sie aber auf jeden Fall mit einem Arzt/Ärztin Kontakt aufnehmen. Dieser/Diese stellt eine Diagnose und kann eine entsprechende Behandlung einleiten.,

 

 

 

Dr. med. Stefan Telser ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, FA Schlafmedizin SGSSC, QN Somnologie DGSM und Leiter Erwachsenenpsychiatrie am Standort Rorschach.

Wir freuen uns, dass Dr. Stefan Telser uns seit Ende letzten Jahres im Clinicum Alpinum als Leiter Schlafklinik im hauseigenen Schlaflabor bei der Schlafabklärung unterstützt.

Mehr zu seiner Person finden Sie hier.

 

Gerne verweisen wir auf den Vortrag „Alles schläft, einsam wacht…“ von Dr. Telser im Rahmen der Vortragsreihe „Nachgefragt – Themen rund um das Krankheitsbild Depression“ gemeinsam mit der Stein Egerta, im SAL Schaan, am 19. September 2022.

 

Ein weiterer Qualitätszirkel zum Thema Schlaf im Spätherbst ist ebenfalls in Vorbereitung. Nähere Info dazu folgen auf unserer Homepage und via social media/Newsletter.

 

 

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