Männer und Frauen unterscheiden sich – auch bei Krankheiten: Frauen sind anders krank als Männer. Zahlreiche Studien belegen, Frauen sind doppelt so häufig von Depressionen betroffen wie Männer. Ihr Hormonspiegel aber auch soziale Faktoren erklären den Unterschied.
Was sind Anzeichen für Depressionen bei Frauen?
Bei betroffenen Frauen stehen folgende Symptome im Vordergrund, die für die Betroffenen selbst sowie Partner, Familie und Freunde Alarmzeichen sein sollten:
Warum sind Frauen häufiger depressiv?
Bei Frauen spielen insbesondere die Hormone eine wichtige Rolle. Sie sind in der Zeit um die Regelblutung (während des sogenannten prämenstruellen Syndroms), bei Schwangerschaften, im Wochenbett (im Sinne von postpartalen Depressionen), in der Stillzeit oder den Wechseljahren jeweils starken Hormonschwankungen ausgesetzt. Die Botenstoffe im weiblichen Hirn sorgen für gute Laune, Konzentrationsfähigkeit und eine ausgeglichene Stimmung. Diese Botenstoffe besitzen eine kleine Andockstelle für weibliche Geschlechtshormone und müssen in einem bestimmten Verhältnis dort besetzt sein. Stimmt dieses Verhältnis nicht mehr überein, kippt das Gleichgewicht dieser Botenstoffe. Die Kommunikation zwischen den Hirnregionen verändert sich, was wiederum psychische Erkrankungen hervorrufen bzw. verstärken kann. In dieser Zeit haben Frauen ein hohes Risiko, psychisch zu erkranken.
Mehrfachbelastung bei Frauen begünstigt die Entstehung einer Depression
Eine Depression hat jedoch selten eine einzige Ursache. Häufig führt ein Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren zu einer Erkrankung. Wenn Frauen unter einer Depression leiden, müssen unbedingt auch die sozialen Faktoren des weiblichen Geschlechts mitberücksichtigt werden.
Stress und akute psychosoziale Belastungen, wie z.B. der Verlust einer wichtigen Bezugsperson oder chronische Überlastungssituationen können Auslöser einer depressiven Episode sein.
In der Regel sind Frauen viel sensibler als Männer, grübeln mehr.
Frauen neigen stärker dazu, auf Probleme mit Schuldgefühlen und depressiven Verstimmungen zu reagieren.
Gleichzeitig hat sich die Rolle der Frauen verändert: Sie stehen meist unter einer Mehrfachbelastung mit Job, Familie und Pflege von Angehörigen. Diese Frauen leiden unter hohem Stress und haben somit ein erhöhtes Depressionsrisiko. Dies zeigt auch unser Artikel über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Vieles lastet alleine auf den Schultern von Frauen. Körperlicher und emotionaler Stress können sich dann gegenseitig verstärken, woraus schwerste Krankheitsbilder wie plötzlich auftretende Angst- oder Panikstörungen sowie mittelgradig bis schwer depressive Zustände resultieren können.
Keine signifikanten Unterschiede bei der Therapie bei Frauen und Männern
Die gute Nachricht: eine Depression ist sehr gut behandelbar. Je schneller die Depression diagnostiziert und professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird, umso grösser sind die Heilungschancen. Die Behandlung einer Depression unterscheidet sich bei Männern und Frauen nicht signifikant. Beide Geschlechter sprechen gut auf Psychotherapie und, wenn notwendig, auf antidepressive Medikamente an, wobei sich bei den Antidepressiva die Dosierung bei Männern und Frauen oft unterscheidet: So benötigen Frauen häufig eine niedrigere Dosierung als Männer. Zudem kann es in einigen Fällen sinnvoll oder gar von Frauen erwünscht sein, gleichzeitig Hormone einzunehmen.
Zum Autor
Dr. med. Marc Risch, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er studierte Humanmedizin in Zürich und Innsbruck und schloss sein Studium in Innsbruck mit einem Doktorat ab. In den weiteren Jahren absolvierte er vertiefende Ausbildungen unter anderen in den Bereichen Krisenintervention, wo er zusammen mit seiner Frau als Ausbildner für das Rote Kreuz tätig war. Seit 2012 führt der Psychiater seine eigene Praxis in Schaan und arbeitet als Chefarzt im Clinicum Alpinum.
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