Helfersyndrom – zu viel schadet

Man kann auch zu viel helfen – das Helfersyndrom

Auch wenn es im ersten Moment paradox klingen mag, da es natürlich positiv und wichtig für das Gesellschaftsleben ist, anderen zu helfen: Man kann auch zu viel helfen, etwa indem man ungefragt hilft oder die eigenen Bedürfnisse dabei so weit zurückstellt, dass man sich selbst schadet. Das bedeutet allerdings noch nicht, dass man unbedingt an einem Helfersyndrom leidet – dieser Begriff wird im Alltag sehr weit gefasst verwendet, v.a. um engagierte Personen in Sozialberufen zu beschreiben. Aber was genau macht das Helfersyndrom aus und wie kann man sich selbst und anderen helfen, die darunter leiden?

Was ist das Helfersyndrom?

Als Helfersyndrom bezeichnet man eine zwanghafte Hilfsbereitschaft, wenn das Bedürfnis, anderen Menschen zu helfen, überhandnimmt. Oft helfen Menschen mit Helfersyndrom anderen, auch wenn sie nicht darum gebeten wurden, und machen deren Probleme zu ihren eigenen. Sie übergehen dabei die eigenen Bedürfnisse und es fällt ihnen schwer, selbst Hilfe anzunehmen.

Betroffen sind häufig Personen, die in Sozialberufen arbeiten, etwa Krankenpfleger, Ärzte, Lehrer, Sozialpädagogen oder Seelsorger. Das hat auch damit zu tun, dass Personen mit Helfersyndrom oft diese Berufe wählen, um noch mehr Hilfe leisten zu können. Gefährdet sind Personen mit Helfersyndrom insofern, als sie auch in der Partnerwahl oft jemanden aussuchen, dem sie viel weiterhelfen können, und bei suchtkranken Partnern können sie in eine Co-Abhängigkeit geraten.

 

Die eigenen Bedürfnisse gehen unter

Wenn man anderen hilft und dafür Dankbarkeit und Anerkennung erwartet, führt das häufig dazu, dass man immer mehr hilft und zugleich die Dankbarkeit bei den Empfangenden mit der Zeit abnimmt. Das führt oft zu Enttäuschung auf Seiten der Helfenden, sie fühlen sich ausgenutzt und erschöpft – meist zeigen sie auch klassische Stresssymptome. Das wiederum kann zu Bitterkeit und Vorwürfen führen, aber auch als Belastungsfolgen zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen.

 

Warum sind manche darauf angewiesen zu helfen?

Im Grunde erfüllen sie sich durch das Helfen eigene Bedürfnisse, gestehen sich aber nicht zu, dass sie es wert sind, dass ihnen geholfen wird. Aus psychologischer Sicht wird davon ausgegangen, dass vor allem Personen mit geringem Selbstwert, die in der Kindheit nicht genug Liebe und Unterstützung erhalten haben, dazu neigen, das durch die Hilfe zu kompensieren. Sie gehen davon aus, dass sie sich Anerkennung und Dankbarkeit durch Hilfe verdienen müssen.

 

Selbst Hilfe suchen angesichts des Helfersyndroms

Beim Helfersyndrom handelt es sich um keine Krankheit im engeren Sinn, in Diagnosehandbüchern wie dem ICD-10 oder dem DSM gibt es kein Krankheitsbild „Helfersyndrom“. Behandelt werden in vielen Fällen erst die Folgeerkrankungen, d.h. die Folgen der Überlastung und Erschöpfung, in schlimmeren Fällen die Belastungsdepression. Fällt einem selbst oder dem Umfeld auf, dass die Hilfe einen zu großen Teil des Lebens einnimmt, ist es wichtig, sich zu Beginn erst einmal mit den Motiven für die Hilfe und mit den möglichen negativen Auswirkungen auseinanderzusetzen. In Sozialberufen sorgen Supervision und Beratung dafür, sich mit der eigenen Motivation und mit Dynamiken zu beschäftigen. Beratung oder auch Psychotherapie tragen dazu bei, die Motive für das Helfen zu verstehen. Sie unterstützen auf lange Sicht dabei, das Selbstwertgefühl zu stärken und andere Wege zu suchen, um Anerkennung und ein positives Selbstbild zu erlangen.

 

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