Fiat Lux! – Lichttherapie bei Depression

Wie eine Lichttherapie bei Depressionen funktioniert

Die Tage sind wieder kürzer, die Nächte länger geworden und damit auch die Häufigkeit von Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Stimmungstiefs.
Licht als Therapie gegen Depressionen – was zu einfach klingt, um zu funktionieren, ist in der Behandlung von Depressionen eine wichtige Unterstützung geworden, die sich gut mit anderen Behandlungsformen kombinieren lässt. Gerade in der dunklen Jahreszeit verbringen wir heutzutage sehr viel Zeit in geschlossenen Räumen ohne direkten Lichteinfall. Dieser Lichtmangel kann zu Schlafstörungen, verstärkter Müdigkeit und Abgeschlagenheit führen sowie zu depressiven Verstimmungen bis hin zu Depressionen beitragen. Eine Lichttherapie mit einer Tageslichtlampe unterstützt den Hormonhaushalt und die innere Uhr dabei, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Melatonin & Lichtmangel – die sogenannte Winterdepression

Seit einigen Jahren wird verstärkt über das Krankheitsbild der „Winterdepression“ gesprochen, im Fachjargon auch „saisonal affective disorder“ (SAD) genannt. Schwere Depressionen sind in den seltensten Fällen von Jahreszeiten abhängig, doch unbestritten ist, dass Lichtmangel einem großen Teil der Bevölkerung auf die Stimmung schlägt. Grund dafür ist, dass der Hormonhaushalt durch den Lichtmangel aus dem Gleichgewicht gerät: Eine dunklere Umgebung steigert die Melatoninproduktion im Körper (nicht umsonst wird es auch „Schlafhormon“ genannt), damit sinkt zugleich der Serotoninspiegel. Wie hoch bzw. niedrig der Melatoninspiegel optimalerweise sein sollte, lässt sich nicht anhand von Laborwerten festmachen, da dies individuell sehr unterschiedlich ist. Müdigkeit bis hin zur Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit und depressive Verstimmungen sind allerdings Anzeichen dafür, dass Sie mit einem Arzt über mögliche Behandlungsoptionen sprechen sollten.

Tageslicht – der Schlüssel zur Lichttherapie

Einfach nur helle Beleuchtung zuhause aufzuhängen oder das Licht den ganzen Tag über brennen zu lassen, hilft nicht – denn die Beleuchtungsintensität von normaler Zimmerbeleuchtung liegt nur zwischen 300 und 500 Lux. Tageslicht hingegen hat sogar an trüben Tagen rund 2.500 Lux. Sogenannte Tageslichtlampen bzw. Lichtduschen sorgen mit einer Beleuchtungsstärke von 2.500 bis 10.000 Lux dafür, dass der Körper genügend Tageslicht erhält, um die Melatoninproduktion zu bremsen und einen Abbau von Melatonin im Körper anzuregen. Um das zu erreichen, muss man sich in der Regel rund 30 Minuten pro Tag in geringem Abstand (ein Meter oder weniger) vor die Tageslichtlampe setzen. Dabei sollte die gesamte Netzhaut ausgeleuchtet werden, wofür man nicht direkt in die Lampe sehen muss. Es genügt, vor der Lampe zu sitzen und z.B. zu lesen oder zu frühstücken, gelegentliches Hinsehen ist ausreichend.

Bei Patienten mit „seasonal affective disorder“ sprechen Studien zufolge 60 bis 90 Prozent sehr positiv auf diese Therapie an, die Symptome bessern sich nach zwei bis drei Wochen deutlich. Bei einem Absetzen der Therapie kommt es in der Regel zu einem sofortigen Rückfall. Bei nicht saisonal bedingten Depressionen liegen noch nicht genügend Studien zur Wirkung vor, hier wird die Lichttherapie aber auch ergänzend eingesetzt. Grundsätzlich spielt angenehmes und beruhigendes Licht im Gesamtkonzept der Behandlung von depressiven Erkrankungen eine wichtige Rolle, weshalb die Lichtplanung auch im Clinicum Alpinum sehr wichtig war.

Zur richtigen Anwendung von Tageslichtlampen

Die Anwendung von Tageslichtlampen ist auch ohne zusätzlichen Schutz für die Augen ungefährlich, da nur das für die Augen sichtbare Lichtspektrum zum Einsatz kommt (keine UV-Strahlung, keine Infrarot-Strahlung). Idealerweise wird weißes Licht verwendet, Farblicht ist für Depressionsbehandlungen nicht geeignet und kommt nur aus ästhetischen Gründen zum Einsatz.

Die Lichttherapie sollte morgens, am besten direkt nach dem Aufstehen, durchgeführt werden, und konsequent jeden Tag. Wird sie zu spät am Tag eingesetzt, also erst nachmittags oder gegen Abend, kann sie einen negativen Einfluss auf den Tag-Nacht-Rhythmus haben und zu Schlafstörungen führen. Die Wirkung der Therapie zeigt sich nach wenigen Tagen, sollte keine bemerkbar sein, kann in Absprache mit dem behandelnden Arzt der Abstand zur Lampe und die Behandlungsdauer verändert werden.

Tageslichtlampen gibt es in Beleuchtungsstärken von 2.500 bis 10.000 Lux, je geringer die Stärke, desto länger die benötigte Behandlungsdauer. Da die Geräte in der Anschaffung sehr teuer sind, bieten Arztpraxen und Sanitätshäuser oft Leihgeräte an, die gegen eine Gebühr für eine Zeitlang entliehen werden können. Von den gesetzlichen Krankenkassen werden die Tageslichtlampen derzeit nicht bezahlt.

Wann eine Lichttherapie nicht empfohlen ist

Bei der Anwendung kann es zu Nebenwirkungen wie Augenreizungen, Brennen in den Schleimhäuten der Nase oder Kopfschmerzen kommen. Wenn Sie diese an sich beobachten, sollten Sie die Therapie abbrechen und mit ihrem behandelnden Arzt über weitere Schritte sprechen. Auch während der Einnahme bestimmter Präparate (etwa mit Johanniskraut) oder während einer Antibiotika-Behandlung ist eine Lichttherapie nicht empfohlen, da die Haut sensibler auf Licht reagiert und es zu Hautreizungen kommen kann. Bei Patienten mit biopolarer Störung könnten durch die Lichttherapie manische Schübe ausgelöst werden, daher ist die Anwendung nicht empfohlen.
In jedem Fall sollten Sie vor einer Lichttherapie mit Ihren behandelnden Fachärzten besprechen, ob eine Anwendung sinnvoll und bei Ihnen möglich ist.

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