Sich antriebslos und lustlos fühlen, im Job oder im Sport nicht mehr die gewohnte Leistung bringen können, das erleben wir alle immer wieder. Von diesen kurzzeitigen Tiefs muss man aber ein schwerwiegendes Leistungstief unterscheiden, das auch ein Symptom von schweren psychischen Erkrankungen sein oder diese auslösen kann.
Wie definiert man ein Leistungstief?
Alltagssprachlich nennen viele ihr tägliches Morgentief oder auch ihr Mittagstief „Leistungstief“. Davon soll hier aber nicht die Rede sein, sondern von Zuständen, in denen das Leistungspotenzial konstant niedrig ist.
Für Betroffene fühlt es sich meist wie eine Blockade an, sie können nicht mehr die gewohnte Leistung bringen, bleiben hinter den eigenen Erwartungen zurück, Projekte bleiben liegen, usw. Eine Ursache dafür ist in der heutigen Zeit sicherlich im Zwang zur stetigen Selbstoptimierung zu suchen. Gerade Personen, die unter Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen leiden, sind für diesen Zustand der Erschöpfung und Überforderung besonders anfällig.
Ein Leistungstief erkennen
Von außen betrachtet erscheint ein Leistungstief oft als Antriebslosigkeit oder Demotivation. Wichtig ist die Frage, ob es sich um ein kurzzeitiges Tief oder um einen länger anhaltenden Zustand handelt. Wenn ein Leistungstief über Wochen hinweg anhält, auch mit dem Nachlassen von Stress oder nach einer Erholungsphase anhält, ist das ein Alarmzeichen.
„Sonderfall“ Leistungstief im Sport
Gerade der Spitzensport mit seinen hohen Anforderungen und der Erwartung, dass man immer „funktioniert“, kann dazu führen, dass Sportler sich dem Druck nicht mehr gewachsen sehen und in ein Leistungstief abrutschen. Aus unseren Erfahrungen in der Sportpsychiatrie wissen wir, dass Schwäche nicht nur im Profisport, sondern auch im Amateurbereich oft als Tabu gilt. Ängste, Druck und Erschöpfung werden verschwiegen, was fatale Folgen haben kann.
Die nachlassende Leistung wirkt sich negativ auf das Selbstwertgefühl aus, die Zweifel verstärken sich, was zu Niedergeschlagenheit oder gar Depressionen führen kann, die wiederum die Leistung weiter mindern – ein Teufelskreis. Genauso kann aber auch ein Leistungstief von einer Depression oder einer Lebenskrise ausgelöst werden.
Wie mit dem Leistungstief umgehen?
Wenn Sie an sich selbst oder bei anderen ein ernstzunehmendes Leistungstief erkennen, sollten Sie Hilfe suchen, denn von selbst lässt sich dieser Zustand kaum überwinden. Zuspruch und Unterstützung, Anerkennung und Verständnis dafür, dass die Erschöpfung nicht einfach nur auf „Faulheit“ oder „Unwillen“ zurückzuführen ist, kann ein wichtiger erster Schritt sein.
Entscheidend ist, unter Unterstützung des Umfelds den Druck zurückzunehmen und von den Leistungsforderungen wegzukommen. Steckt eine psychische Erkrankung wie eine Depression hinter einem Leistungstief oder wird diese dadurch ausgelöst, ist professionelle Hilfe und Therapie entscheidend.
Wird das Leistungstief schließlich überwunden, ist für die Rückkehr in den Beruf bzw. den Leistungssport im Anschluss wichtig, einen sanften Wiedereinstieg zu ermöglichen, um eine nachhaltige Besserung zu ermöglichen.
Zum Autor
Dr. med. Marc Risch, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er studierte Humanmedizin in Zürich und Innsbruck und schloss sein Studium in Innsbruck mit einem Doktorat ab. In den weiteren Jahren absolvierte er vertiefende Ausbildungen unter anderen in den Bereichen Krisenintervention, wo er zusammen mit seiner Frau als Ausbildner für das Rote Kreuz tätig war. Seit 2012 führt der Psychiater seine eigene Praxis in Schaan und arbeitet als Chefarzt im Clinicum Alpinum.
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