Depressionen und Angsterkrankungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Zwar treten Ängste bei unterschiedlichen psychischen Erkrankungen auf, aber Depressionen und Ängste hängen häufig zusammen. Doch was tritt zuerst auf und wie beeinflussen die beiden einander?
Angst ist nicht gleich Angst – Angststörung, Phobie und Panikattacke
Ängste gehören zum Leben dazu – aber was, wenn sie so groß werden, dass sie es dominieren? Auch wenn allgemeinsprachlich verschiedene Begriffe wie Phobie, Angst oder Panik ab und an für dieselben Phänomene verwendet werden, sind sie aus medizinischer Sicht klar abzugrenzen:
Bei einer generalisierten Angststörung dominieren unkontrollierte, ständige Ängste. Die Patienten sind durch sich wiederholende, bedrückende Ängste etwa bezüglich ihrer Finanzen oder Lebensentscheidungen belastet. Eine Angststörung ist auf den ersten Blick nicht einfach von einer Depression zu unterscheiden, da die Angstsymptome und die begleitende Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit über den Tag verteilt auftreten.
Eine Panikstörung dagegen besteht, wenn klar abgegrenzte Panikattacken auftreten – wenn Patienten quasi aus heiterem Himmel von starken Ängsten überfallen werden und unter Schweißausbrüchen, Schwindel, Herzrasen, Atemnot u.Ä. leiden. Panikattacken dauern in der Regel nur wenige Minuten an und treten unvorhersehbar ein.
Bei Phobien wiederum liegt eine Angst vor bestimmten Situationen oder Dingen vor. Wenn diese Angst auftritt, kommt es zu einer Panikattacke.
Kommt es zu einer Panikattacke, wendet der Betroffene die Aufmerksamkeit meist nach innen und konzentriert sich auf die (vermeintlichen) körperlichen Alarmzeichen, die bei nicht Diagnostizierten oft auch für Anzeichen von Herzinfarkten, Tumoren o.Ä. gehalten werden. Obwohl Betroffene das Gefühl haben, dass die Attacke massive körperliche Auswirkungen hat, ist von außen meist nicht erkennbar, dass eine Panikattacke auftritt.
Ist man bei Depressionen anfälliger für Panikattacken?
In depressiven Phasen dominiert bei Patienten in der Regel die Angst, daher ist auch die Anfälligkeit für Panikattacken erhöht. Sind die Panikattacken Folgen einer Depression, nehmen diese und die begleitende Angst ab, sobald die Depression erfolgreich behandelt wird.
Kann eine Depression aus Angstzuständen entstehen?
Menschen mit Angsterkrankungen ziehen sich oft aus dem Sozialleben zurück, dieser Rückzug kann Depressionen auslösen. Generell sind Angsterkrankungen oft von Depressionen begleitet, die als Folgeerkrankung durch die hohe Belastung infolge der Angst auftreten. Eine Sonderform der Angsterkrankungen bzw. Depressionen ist ein gemischtes Auftreten von Angststörung und Depression. In diesem Fall dominiert keine der beiden Erkrankungen, Symptome beider sind vorhanden.
Wie lassen sich Panikattacken und Depressionen behandeln?
Die Behandlung hängt davon ab, welche Erkrankung dominiert bzw. was die Ursache für die Krankheitssymptome ist. Liegt der Depression eine Angsterkrankung zugrunde, ist es zielführend, diese psychotherapeutisch zu behandeln und Strategien gegen die Ängste gemeinsam mit dem Therapeuten zu erarbeiten. Auch Stressmanagement und Entspannungstechniken können hier begleitend zum Einsatz kommen. Löst hingegen eine Depression Panikattacken aus, wird wiederum die Depression psychotherapeutisch und u.U. medikamentös behandelt, was in der Folge auch die Panikattacken verringert.
Zum Autor
Dr. med. Marc Risch, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er studierte Humanmedizin in Zürich und Innsbruck und schloss sein Studium in Innsbruck mit einem Doktorat ab. In den weiteren Jahren absolvierte er vertiefende Ausbildungen unter anderen in den Bereichen Krisenintervention, wo er zusammen mit seiner Frau als Ausbildner für das Rote Kreuz tätig war. Seit 2012 führt der Psychiater seine eigene Praxis in Schaan und arbeitet als Chefarzt im Clinicum Alpinum.
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