Resilienz und Depression

Die Bewältigung von Traumata, Krisen und schweren Krankheiten hängt wesentlich von unseren Widerstandskräften ab: Resiliente Menschen reagieren sicherer und gelassener auf Krisensituationen und können sie aktiv bewältigen. Umgekehrt erhöht mangelnde Resilienz das Risiko, an Depressionen oder Posttraumatischen Belastungsstörungen zu erkranken. Doch was bedeutet Resilienz genau, wie wird sie entwickelt und welche Möglichkeiten gibt es, sie zu verbessern?

Was ist Resilienz?

Resilienz leitet sich vom lateinischen Begriff „resiliere“ ab, der „zurückspringen“ oder „abprallen“ bedeutet. Resilienz bezeichnet die Kraft zum Widerstand in psychologischen Krisen und anhaltenden, schweren Stresssituationen und umfasst beispielsweise:
– Emotionsbeherrschung
– Positive Grundhaltung
– Fokussierung in Krisensituation
– Impulskontrolle
– Reflexionsfähigkeit
Zugleich spielt auch Empathie eine wichtige Rolle, um das Denken und Handeln anderer nachvollziehen und angemessen darauf reagieren zu können. Verfügt ein Mensch über hohe Resilienz, ermöglicht ihm das die aktive und starke Krankheitsabwehr.

Wie ma Resilienz von Kindesbeinen an entwickelt

Verfügt man im Erwachsenenalter über Resilienz, ist das meist darauf zurückzuführen, dass diese in der Kindheit entwickelt wurde. Ob Resilienz entwickelt wird, hängt von sozialen Faktoren wie einem unterstützenden, liebevollen Umfeld ab. Eine stabile emotionale Beziehung zu einem Elternteil oder einer anderen Bezugsperson unterstützt die Entwicklung eines guten Selbstwertgefühls und einer optimistischen Lebenseinstellung. Auch hilft dieses, einen aktiven Zugang zur Problembewältigung und zum Umgang mit Belastungen zu entwickeln. Fehlt die emotionale Zuwendung oder wird diese vor allem im Kleinkindalter entzogen, führt das zu mangelnder Resilienz.
Nicht nur das Umfeld spielt allerdings eine Rolle, sondern ebenso weitere psychische und neurobiologische Faktoren. So verfügen nicht alle Personen über dieselben Schutzfaktoren, manche sind von vornherein anfälliger und verletzbarer durch Krisen.

Ist Resilienz auch später noch erlernbar?

Auch im Erwachsenenalter ist Resilienz noch erlernbar, in erster Linie geht es dabei darum, seine eigenen Reserven und Möglichkeiten zu verstehen und realistisch einschätzen zu lernen. Problemlösefähigkeiten und Kontrollmechanismen lassen sich gezielt erlernen und trainieren. Mit psychologischer Hilfe lässt sich die Verarbeitung von Krisen und Frustrationserlebnissen verbessern und zur Stärkung vor zukünftigen Krisen nutzen.
Resilienz und Resilienz-Training sollten aber nicht dazu genutzt werden, um die Leistungsfähigkeit zu steigern: Resilienz ist nicht unerschöpflich, überlasten Sie sich nicht!

Resilienz & Depression – Chancen für die Therapie

Der Verlauf von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen hängt auch vom persönlichen Netzwerk ab, das die Resilienz stärkt. Wenn man sich allerdings trotz eines unterstützenden Umfelds und klarer Problemlösungsansätze von einer Situation überfordert fühlt, sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Für eine Therapie ist die Erhebung der Ressourcen zur Resilienz, über die ein Patient verfügt, sehr wichtig, um aufzuzeigen, welche Eigenschaften und Verhaltensweisen zur Genesung wesentlich beitragen können. Die individuellen Risikofaktoren und die eigene Belastbarkeit lassen sich dadurch umso besser einschätzen.
Gerade bei resilienten Personen ist auch die Kooperationsbereitschaft bei Therapien erhöht. Das ist auf die erhöhten Reflexions- und Empathiekompetenzen sowie die positive Grundhaltung zurückzuführen.
Für den weiteren Verlauf von längeren Erkrankungen kann das Erlernen von Resilienz wesentlich dazu beitragen, weitere Krisen zu verhindern und die Psyche zu stärken.

Zum Autor
Dr. med. Marc Risch, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er studierte Humanmedizin in Zürich und Innsbruck und schloss sein Studium in Innsbruck mit einem Doktorat ab. In den weiteren Jahren absolvierte er vertiefende Ausbildungen unter anderen in den Bereichen Krisenintervention, wo er zusammen mit seiner Frau als Ausbildner für das Rote Kreuz tätig war. Seit 2012 führt der Psychiater seine eigene Praxis in Schaan und arbeitet als Chefarzt im Clinicum Alpinum.

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