Unerfüllter Kinderwunsche – wenn die Sehnsucht depressiv macht

Verliebt, verlobt, verheiratet und bald Eltern…. so schön malen sich viele Paare die gemeinsame Zukunft aus. Doch manchmal durchkreuzt das Leben die Pläne und trotz aller Vorbereitung geht der sehnlichste Wunsch nach einem eigenen Kind nicht in Erfüllung. Jede dritte Frau wartet durchschnittlich länger als ein Jahr bis sie einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hält. Die Ursachen dafür können sehr unterschiedlich sein. Für eine geplante Schwangerschaft braucht es einige Faktoren, dass es gelingen kann. Sei es das Timing, Umwelteinflüsse, die Gesundheit von Frau und Mann. Unzählige Ursachen können zum unerfüllten Kinderwunsch führen. Moderne Fortpflanzungsmethoden werden zwar immer erfolgreicher, doch können die-se nicht jedem helfen. Zudem hinterlassen künstliche Befruchtungen grosse seelische Belastungen, die nicht zu unterschätzen sind.

Der Druck steigt Monat für Monat

Für eine Frau mit Kinderwunsch kann mit dem Einsetzen der Menstruation jeden Monat eine Welt zusammenbrechen. Schon wieder hat es nicht geklappt. Dieser Druck ist für viele Paare auf die Dauer schwer zu ertragen. „Wiederholt erfolglose Versuche endlich schwanger zu werden können die Trauer in eine Depression wandeln“, so Bettina Thaler, Therapeutin im Clinicum Alpinum. Denn der stete, monatliche Wechsel zwischen Hoffnung und Bangen wird zur immer grösseren psychischen Belastung. Durch gut gemeinte Ratschläge „geht doch in die Ferien, dann klappt es sicher“ oder „ihr müsst nur nicht daran denken“ fühlen sich Betroffene nicht ernst genommen.

Kinderwunschbehandlungen belasten zusätzlich

Tritt eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege nicht ein, schlagen viele Paare den Weg einer Kinderwunschbehandlung ein. Die Reproduktionsmedizin kann vielen Betroffenen mithilfe medizinischer Unterstützung zum ersehnten Wunschkind helfen. Trotz der mittlerweile guten Erfolgsraten sind die modernen Fortpflanzungsmethoden immer mit einer grossen psychischen Belastung und emotionalem Stress verbunden. Die Frau erfährt und erlebt während der Therapie oft Nebenwirkungen der Hormonbehandlung, welche den Stress und Druck zusätzlich erhöhen. Zudem muss der gesamte Alltag der Behandlung untergeordnet werden. Arzttermine müssen regelmässig wahrgenommen werden. Untersuchungen zu festgelegten Zeitpunkten im Zyklus stattfinden. Hinzu kommt die grosse finanzielle Belastung, da Kinderwunschbehandlungen sehr kostspielig sind. Darunter kann die Lebensfreude schwinden und Probleme in der Partnerschaft häufen sich. Nicht selten wirkt sich diese angespannte Situation auf die Sexualität in der Beziehung aus. Sowohl sexuelle Probleme als auch Partnerschaftskonflikte können eine depressive Episode verstärken

Professionelle Unterstützung und ein Plan B können helfen

Genau wie die Depression ist auch die ungewollte Kinderlosigkeit nach wie vor ein Tabuthema. Betroffenen Paaren fehlen oft Ansprechpersonen im Bekanntenkreis. Denn sowohl Männer als auch Frauen tun sich schwer, offen über ihre Fruchtbarkeit zu sprechen. Emotional ist es schwer zu er-tragen, wenn körperlich „alles in Ordnung ist aber der Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Hilflosigkeit mischt sich mit Minderwertigkeits-, Versagensgefühlen und Hadern mit dem Schicksal. Bin ich „ganzer“ Mann und „ganze“ Frau. Es wäre wichtig im Prozess der Reproduktionsmedizin gut abzuklären «wie geht ein Paar mit Misserfolgen um, wenn es nicht klappt, wie weit will man gehen und wie könnte ein Leben ohne Kinder aussehen?» Nach wiederholten erfolglosen Versuchen kann aus der Trauer eine Depression werden. Gefühle wie Hilflosigkeit, Versagen, und Ohnmacht führen zum Rückzug, Kommunikationsschwierigkeiten und sexuelle Probleme können dabei auftreten. Paare gehen im Bewältigungsprozess sehr unterschiedlich um
Eine psychologische Unterstützung hilft vielen Betroffenen diese Belastung zu überstehen. Doch die Praxis zeigt, dass sich Paare oft erst professionelle Unterstützung suchen, wenn der absolute Tiefpunkt erreicht ist und sie einen jahrelangen Leidensweg hinter sich haben. Die Therapie kann helfen, depressive Episoden aufzufangen und eine alternative Lebensplanung zu entwickeln.

Zum Autor
Bettina Thaler war nach ihrer ersten Grundausbildung als Sozialpädagogin ich in der Jugendarbeit, später in der ambulanten sozialpsychiatrischen Beratungsstelle tätig. Ihrer Grundausbildung zur Sexualtherapeutin an der Universität Innsbruck und Jena folgte eine Zusatzausbildung für Paar- und Sexualtherapie bei Ulrich Clement. Weitere berufliche Erfahrungen machte Bettina Thaler in der Betreuungsarbeit im Frauenhaus sowie im Aufbau und der Leitung der Beratungsstelle für Schwangerschaft und Sexualität in Sargans (CH). Zudem betreibt Bettina Thaler seit 5 Jahren eine eigene Praxis. Im Clinicum Alpinum ist sie seit 2019 als Therapeutin tätig.

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