Was macht guten Schlaf aus?

Erholsamer Schlaf ist essentiell. Nicht nur für unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit, sondern auch unsere psychische und körperliche Gesundheit dankt es uns, wenn wir ausreichend und erholsam schlafen können. Nach einer guten Nacht mit ausreichend und erholsamem Schlaf sind wir fit für den Alltag, ausgeglichen und können unsere Leistung erbringen. Doch wie definiert sich, ob die Nacht gut bzw. der Schlaf erholsam war?

Vier Faktoren für guten Schlaf identifiziert

Im Rahmen der National Sleep Foundation (2017) haben Forscher 277 Schlafstudien analysiert und dabei vier Faktoren für einen guten Schlaf identifiziert. Die Experten haben sich ausschliesslich mit dem Nachtschlaf beschäftigt, «Mittagsschläfchen» oder sogenannte «power-naps» während des Tages wurden in den Analysen nicht berücksichtigt. Da das Alter einen wesentlichen Einfluss auf die Schlafqualität hat, wurden in der Analyse die folgenden Altersgruppen unterschieden:
Neugeborene (0 – 3 Monate), Säuglinge (4 – 11 Monate), Kleinkinder (1 – 2 Jahre),
Vorschulkinder ( 3 – 5 Jahre), Kinder im Schulalter (6 -13 Jahre), Teenager (14 – 17 Jahre), junge Erwachsene (18 – 25 Jahre), Erwachsene (26 – 64 Jahre) und ältere Erwachsene (≥ 65 Jahre).
Die folgenden Faktoren der Schlafkontinuität stellten sich als besonders relevante Indikatoren für die Vorhersage einer guten Schlafqualität heraus:

Einschlafdauer: Eine Einschlafdauer von ≤ 15 Minuten gilt über alle Altersgruppen hinweg als geeignetes Mass für eine gute Schlafqualität. Auch eine Einschlafdauer im Bereich von 16 – 30 Minuten spricht ebenfalls für eine ähnlich gute Schlafqualität. Für alle Altersgruppen (ausser für ältere Erwachsene), zeigte eine Einschlafdauer von 45 – 60 Minuten eine schlechte Schlafqualität an. Genauer gesagt heisst das, dass die Einschlafdauer nicht mehr als 30 Minuten betragen sollte.

Anzahl Weckreaktionen (gemeint sind Wachphasen von mehr als fünf Minuten): In allen Altersgruppen spricht eine (oder keine) Weckreaktion von mehr als fünf Minuten für eine gute Schlafqualität Bei älteren Erwachsenen (≥ 65 Jahre) sprechen zwei Weckreaktionen von mehr als fünf Minuten ebenfalls für eine gute Schlafqualität. Vier oder mehr Weckreaktionen von mehr als fünf Minuten pro Nacht stellten sich für alle Altersgruppen als kein geeigneter Indikator für eine gute Schlafqualität heraus.

Wachzeit nach dem ersten Einschlafen: Eine Wachzeit nach dem ersten Einschlafen von ≤ 20 Minuten gilt für alle Altersgruppen (von Vorschulkindern bis zu älteren Erwachsenen) als ein Indikator für eine gute Schlafqualität. Eine Wachzeit nach dem ersten Einschlafen von ≥ 51 Minuten zeigt keine gute Schlafqualität an. Für Schulkinder, junge Erwachsene und Erwachsene deutet eine Wachzeit nach dem ersten Einschlafen von ≥ 41 Minuten auf keine gute Schlafqualität hin.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine kürzere Einschlafdauer, weniger Weckreaktionen während der Nacht und weniger Wachzeit nach dem ersten Einschlafen unabhängig vom Alter eine gute Schlafqualität anzeigen. In ähnlicher Weise spricht eine höhere Schlafeffizienz über alle Altersgruppen hinweg für eine bessere Schlafqualität.

Wann ist eine Schlafstörung behandlungsbedürftig?

Kurzfristige Schlafstörungen während körperlichen Erkrankungen oder in Belastungssituationen sind völlig normal. Klingen die Beschwerden (Ein- und Durchschlafstörungen, häufiges nächtliches Erwachen, frühmorgendliches Erwachen und beeinträchtigte Tagesbefindlichkeit) nach einigen Tagen wieder ab, können sie als harmlos eingestuft werden. Sind nebst dem Klagen über die genannten Beschwerden die folgenden Kriterien erfüllt, dann ist es ratsam sich an einen Arzt oder Psychologen zu wenden, um sowohl körperliche als auch seelische Ursachen abzuklären:
– Die Beschwerden treten wenigstens dreimal pro Woche auf und halten länger als drei bis vier Wochen an
– Es besteht ein überwiegendes beschäftigt sein mit der Schlafstörung sowie nachts und während des Tages eine übertriebene Sorge über deren negativen Konsequenzen
– Die Beschwerden verursachen einen deutlichen Leidensdruck und/oder führen zu Einschränkungen im sozialen, beruflichen Leben oder anderen Bereichen

Dr. med. Marc Risch

Zum Autor
Dr. med. Marc Risch, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er studierte Humanmedizin in Zürich und Innsbruck und schloss sein Studium in Innsbruck mit einem Doktorat ab. In den weiteren Jahren absolvierte er vertiefende Ausbildungen unter anderen in den Bereichen Krisenintervention, wo er zusammen mit seiner Frau als Ausbildner für das Rote Kreuz tätig war. Seit 2012 führt der Psychiater seine eigene Praxis in Schaan und arbeitet als Chefarzt im Clinicum Alpinum.

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