Weltkindertag – die Pandemie und ihre Folgen

Gastbeitrag zum Weltkindertag – die Pandemie als Auslöser von Vernachlässigung bei Kindern und Jugendlichen

 

Zum Weltkindertag möchten wir auch anderen, die sich dem Wohl der Kinder widmen, gerne eine Plattform geben und freuen uns über den Gastbeitrag des VFR Verlag für Rechtsjournalismus Berlin zum Thema Pandemie und Vernachlässigung und deren rechtliche Folgen. Der Verlag betreibt auf seiner Internetseite auch einen Ratgeber zum Thema.

Kinder und Jugendliche verbringen seit Aufkommen der Corona-Pandemie überdurchschnittlich viel Zeit zu Hause und müssen auf Kontakte zu Freunden sowohl in als auch außerhalb der Schule verzichten. Langfristig nimmt die Isolation Einfluss auf die psychische und physische Gesundheit. Kinder und Jugendliche leiden mitunter mehr als Erwachsene und haben im Gegensatz zu diesen darüber hinaus nur wenige Möglichkeiten, um auf ihr Leiden aufmerksam zu machen. Insbesondere Kleinkinder können ihr Gefühlsleben nur eingeschränkt oder gar nicht reflektieren und kommunizieren.

Die Mehrbelastung der Eltern durch Homeoffice und Homeschooling oder die Überforderung durch ein schwaches Sozialgefüge resultieren in steigenden Zahlen von vernachlässigten Kindern. Auch die Anzahl der Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, stieg im Jahr 2020 laut Erhebungen des Statistischen Bundesamtes deutlich an. Forciert wurde diese Entwicklung durch die eingeschränkte Arbeitsfähigkeit von Hilfseinrichtungen.

Symptome von Vernachlässigung

Kinder und Jugendliche, die von Vernachlässigung betroffen sind, zeigen ein breites Spektrum an Symptomen, was eine eindeutige Diagnose erschwert. Folgende Auffälligkeiten können Ihnen erste Anhaltspunkte für eine Vernachlässigung liefern:

  • Verhaltensveränderungen: Unsicherheit, Angst, Übervorsichtigkeit, Apathie, ungehemmtes Verhalten, Ruhelosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, (Auto-)Aggression
  • Bindungsstörungen: wenig emotionale Nähe, wenig Sozialkontakte, Rückzug von Altersgenossen
  • Physische Auffälligkeiten: mangelnde oder fehlende Körperhygiene, unpassende Kleidung, häufige Krankheiten durch nicht wahrgenommene notwendige Arztbesuche

Folgen von Vernachlässigung

Kinder jeder Altersgruppe und Jugendliche sind auf den Kontakt zu Gleichaltrigen angewiesen. Kleinkinder erlernen durch ihn fundamentale Verhaltensweisen und schließen erste Freundschaften, was die emotionale Entwicklung unterstützt und zu einem positiven Selbstbild führt. Fehlen diese Kontakte, kommt es zu Problemen im Umgang mit anderen Kindern.

Zudem lernen Kinder voneinander und erweitern ihre sozialen Kompetenzen. Während jüngere Kinder ältere beobachten und diese nachahmen, lernen die Großen auf jüngere Spielgefährten Rücksicht zu nehmen und ein Vorbild zu sein. Daher ist der Besuch auf dem Spielplatz sowie der Alltag im Kindergarten und in der Grundschule für Kinder ein großer Gewinn. Ohne diese Kontakte sind die Kinder allein oder mit ihren Geschwistern in der Familie isoliert. Das Bedürfnis, Teil einer sozialen Gruppe außerhalb der Familie zu sein, wird nicht befriedigt.

Für Jugendliche ist der Kontakt zu Altersgenossen ebenso essenziell. In dieser Altersgruppe stehen die Abgrenzung von den Erwachsenen und die Entwicklung des eigenen Ichs im Vordergrund und Freundschaften werden besonders wichtig. Unter Freunden erleben sie sich als Teil einer Gruppe und können ohne Aufsicht von Erwachsenen Verantwortung übernehmen, Konflikte lösen und engere Bindungen eingehen. Durch Kontaktbeschränkungen und Isolation innerhalb der Familie fällt dieser wichtige Teil ihres Lebens weg.

Während der Corona-Pandemie hat sich die Nachfrage in kinderpsychologischen Praxen erhöht, sodass sich die Wartezeit teilweise mehrere Monate beträgt, obwohl viele Therapeuten und Therapeutinnen ihre Beratungszeiten aufgestockt haben. Die hohe Nachfrage bringt die ohnehin knappen Kapazitäten der Beratungseinrichtungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Liechtenstein nun an ihre Grenzen.

Betroffene Kinder und Jugendliche klagen über, Ängste, Depressionen, Konflikte innerhalb der Familie sowie Panik- und/oder Schlafstörungen

Neben den Folgen der Isolation während des Lockdowns treten nun ebenso Ängste in den Vordergrund, sich im Rahmen der Lockerungen mit dem Virus zu infizieren.

Hilfe für Betroffene gibt es unter anderem bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren e. V., Jugendämtern, Familienberatungen, beim Deutschen Kinderschutzbund der telefonisch bei der Nummer gegen Kummer.

Rechtliche Folgen von Vernachlässigung

Hält die Vernachlässigung an, ohne dass Eltern eine Veränderung anstreben, drohen rechtliche Konsequenzen. Gemeinsam mit dem Jugendamt werden Lösungen gesucht. In einigen Fällen wird die Familie durch einen Sozialarbeiter begleitet. Eine Inobhutnahme des Kindes oder ein Entzug des Sorgerechts finden erst statt, wenn die Eltern dazu nicht bereit oder in der Lage sind. Bei gravierenden Vorfällen, die die Gesundheit oder das Leben des Kindes in Gefahr bringen, droht den Eltern eine Freiheitsstrafe.

 

VFR Verlag für Rechtsjournalismus, Berlin

Weitere Informationen finden Sie unter www.scheidung.org/vernachlaessigung-von-kindern/

Siehe auch Ärzte und Psychologen schlagen Alarm – zu wenig Therapieplätze für Kinder und Jugendliche

 

 

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