Burnout:
Die versteckte Depression

Warum wir nicht von Burnout sprechen

Der Begriff Burnout ist in aller Munde. Prominente wie Tim Mälzer, Miriam Meckel oder Peter Plate sprechen öffentlich über ihre Krisen. Diese Entwicklung, offen über psychische Erkrankungen zu sprechen, ist sehr zu begrüssen. Dennoch gilt es, das Thema «Burnout» aus medizinischer Sicht genauer unter die Lupe zu nehmen.

Burnout beschreibt einen Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung. Personen mit Burnout-Syndrom sind ausgelaugt und fühlen sich überfordert. Das Verhältnis zu ihrer Arbeit wandelt sich von Erfüllung in Frustration. Betroffene klagen zudem oft über Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten und keine Möglichkeit, «abzuschalten». Man ist ausgebrannt.

Stressbelastungen

Die Stressbelastungen haben deutlich zugenommen. Dennoch ist Stress nicht grundsätzlich etwas Negatives. Es gibt einen aktivierenden und positiven Stress, welcher uns alle in die Lage versetzt, Herausforderungen anzunehmen und aktiv zu werden. Dysfunktionaler, d. h. negativer Stress entsteht überall dort, wo das Spannungsfeld zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Anforderungen der unmittelbaren Umgebung nicht mehr ausgeglichen werden kann.

Die Menschen stehen unter Druck und «brennen aus». Die Symptome sind dabei vielfältig und reichen von einfachen, vorübergehenden vegetativen Anzeichen (z. B. Kopfschmerzen oder Magenschmerzen) bis hin zu komplexen Erschöpfungsbildern. Körperlicher und emotionaler Stress können sich gegenseitig verstärken, woraus schwerste Krankheitsbilder wie plötzlich auftretende Angst- und oder Panikstörungen sowie mittelgradig bis schwer depressive Zustände resultieren können.

Burnout-Syndrom

Das Burnout-Syndrom ist jedoch keine psychiatrische Krankheit. Uns ist es wichtig, festzuhalten, dass der Burnout-Begriff so in der Medizin nicht vorkommt. Burnout ist keine medizinische Diagnose. Weder das im deutschsprachigen Raum geltende Diagnosesystem ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) der Weltgesundheitsorganisation WHO noch das von der American Psychiatric Association publizierte Pendant DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) kennen eine eigenständige Burnout-Diagnose.

Vielmehr kann das Burnout-Syndrom als zeittypische, meist arbeitsbezogene Lebenskrise verstanden werden, bei der die persönlichen Kraftreserven versiegen.

Dennoch ist es eine Realität, dass es viele Menschen gibt, die tief emotional erschöpft sind, sich ausgebrannt fühlen, schlaflos oder nicht mehr leistungsfähig sind. Die Beschwerden dieser Betroffenen haben jedoch ein Ausmass angenommen, das hohe Krankheitswertigkeit hat und einer spezifischen Behandlung bedarf. In Wahrheit leiden diese Personen unter einer Depression, meist einer schweren Erschöpfungsdepression, die es intensiv zu behandeln gilt.

Erschöpfungsdepressionen

Der Begriff der Erschöpfungsdepression wurde bereits im letzten Jahrhundert geprägt und hat auch Eingang in die entsprechenden Diagnosemanuale der Medizin gefunden. Wir legen daher Wert darauf, nicht von Burnout, sondern von Erschöpfungsdepressionen zu sprechen. In der Öffentlichkeit wird der Begriff «Burnout» aber als weniger stigmatisierend empfunden. Denn nur wer auch etwas geleistet hat, kann bzw. darf auch ausbrennen. So assoziiert man Burnout meist mit den «fleissigen oder starken» Leistungserbringern in der Arbeitswelt. Diese Ansicht ist mechanistisch und monokausal und trägt den multifaktoriellen Ursachen der Depression zu wenig Rechnung. Zudem birgt dieser Ansatz im Umkehrschluss die Gefahr einer neuen Stigmatisierung depressiv erkrankter Menschen mit sich.

Die zunehmende Vermischung der Begriffe Burnout und Depression führt ausserdem zu einer Begriffsverwirrung und Verharmlosung. Gelegentliche Überforderungen, strenge Arbeitsperioden oder Trauer sind leider Teil unseres Lebens. Depression dagegen ist eine schwere, oft auch lebensbedrohliche Erkrankung.

Also nennen wir doch die Dinge bitte beim (richtigen) Namen. Denn wenn eine Depression richtig diagnostiziert wird und man sich rasch in eine spezialisierte Behandlung begibt, bestehen sehr gute Aussichten auf eine nachhaltige Genesung.

In unserer eigentümergeführten Privatklinik werden Menschen mit schwerer Erschöpfungsdepression während 8 bis 12 Wochen aktiv begleitet und behandelt. Eine personalisierte, an anerkannten Standards orientierte Intensivbehandlung der Depression steht für uns im Mittelpunkt aller Therapiebemühungen.