Glückshormone – gibt es die?

Sind unsere Hormone dafür verantwortlich, ob wir uns gut oder schlecht fühlen? Können wir beeinflussen, wie viele „Glückshormone“ wir produzieren und ausschütten? Gerade auch im Umgang mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen wird häufig danach gefragt, wie man (wieder) zu Glück finden kann – und was glücklich sein überhaupt bedeutet.

Was sind Glückshormone?

Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine Glückshormone – das ist eine populärwissenschaftliche Bezeichnung für Botenstoffe im Körper, die für die Kommunikation der Körperzellen untereinander verantwortlich sind und zur Entspannung, Schmerzlinderung und Konzentrationssteigerung beitragen. Sie werden auch als endogene, d.h. körpereigene Drogen bezeichnet. Es gibt keine offiziellen Studien, die beweisen würden, dass ein bestimmtes Level oder eine bestimmte Kombination der sogenannten Glückshormone für Glück oder Glücksempfinden verantwortlich wären. Feststeht aber, dass alle so bezeichneten Hormone und Neurotransmitter Einfluss auf das Wohlbefinden haben.

Serotonin, Dopamin & Co.

Zu den am häufigsten als Glückshormonen bezeichneten Botenstoffen gehören:

Serotonin: beeinflusst das Schmerzempfinden und den Schlafrhythmus (mit seinem „Gegenspieler“ Melatonin);

Dopamin: fördert Motivation und Antrieb, hohe Dopaminausschüttung wird als positive Anspannung wahrgenommen bis hin zu einem „Dopaminrausch“ im Freudentaumel

Noradrenalin: wird bei Stress im Körper ausgeschüttet, sorgt dafür, dass man wieder wachsam und konzentriert wird

Oxytocin: spielt eine zentrale Rolle bei der Ausbildung zwischenmenschlicher Beziehungen, fördert Empathie und Vertrauen, wird etwa beim Stillen und beim Orgasmus ausgeschüttet

Endorphine: werden bei Verletzungen und in stressigen Situationen ausgeschüttet, wirken stress- und schmerzlindernd

Phenethylamin: wird auch als „Lusthormon“ bezeichnet, löst Bauchkribbeln aus

Die meisten dieser Stoffe scheinen überdosiert negative Auswirkungen auf den Körper und das allgemeine Wohlbefinden zu haben – so wird z.B. ein übermäßig hoher Dopamin-Spiegel mit Schizophrenie in Verbindung gebracht.

Über den Zusammenhang von Depression und Glückshormonen

Seit den 1960ern gibt es die These, dass Depression mit einem Mangel an Serotonin zusammenhängt, denn dieser bedinge die empfundene Niedergeschlagenheit. Wenn der Serotoninmangel medikamentös behoben wird, hebt sich die Stimmung der Betroffenen. Heute ist medizinisch erwiesen, dass diese Hypothese insofern falsch ist, als Depressionen nicht nur mit dem Serotoninmangel zusammenhängen, sondern unterschiedliche Prozesse eine Rolle in der Krankheitsentstehung spielen. Immer noch ist unbestritten, dass Serotonin die Gefühlslage maßgeblich beeinflussen kann, aber wahrscheinlicher ist, dass bei der Entstehung von Depressionen nicht nur ein Botenstoff beteiligt ist. Zudem wurde mittlerweile durch Studien nachgewiesen, dass der Serotoninspiegel im Körper ständig schwankt. Dennoch werden auch heutzutage noch sogenannte „Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer“ (SSRI) gegen Depressionen verschrieben, es dauert in der Regel einige Wochen, bis die Wirkung eintritt. Vor allem bei mittelschweren und schweren Depressionen ist die Wirkung sehr gut – die Kombination von Antidepressiva und Psychotherapie sowie weiteren begleitenden Maßnahmen hat sich allerdings als besonders zielführend erwiesen. Neuere Hypothesen dazu, was im Gehirn bei Depressionen passiert, gehen z.B. davon aus, dass nicht das Serotonin allein die Erkrankung auslöst, sondern ein Ungleichgewicht mehrerer Monoamine (Serotonin, Noradrenalin, Dopamin), oder dass die Darm-Hirn-Achse durch die Darmbakterien (die ebenfalls Botenstoffe produzieren) wesentlich beteiligt sein könnte.

Vorsicht bei Glücksversprechen

In Ratgebern und im Internet finden sich unzählige Tipps dazu, wie sich die Glückshormonproduktion (wieder) ankurbeln und schlechte Stimmung vertreiben lässt: Schokolade essen, an die frische Luft gehen, Berührungen (Umarmungen wie auch Massagen). So wichtig es auch ist, sich um sich selbst zu kümmern: Wenn man sich unglücklich fühlt, etwa in Situationen, in denen man davon ausgehen würde, dass es einem eigentlich gut gehen sollte (wie das vielfach zitierte Mutterglück), reicht es in der Regel nicht aus, einfach etwas mehr Süßes zu essen oder an die frische Luft zu gehen. Professionelle Beratung und Hilfe durch Ärzte und Psychotherapeuten kann dabei helfen, den Ursachen auf den Grund zu gehen und die Stimmung wieder zu heben.

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