Leidet mein Partner unter einer Depression?

Weltweit sind aktuell mehr als 300 Millionen Menschen von einer Depression betroffen – Tendenz leider stark steigend. Eine Depression ist eine schwere, teilweise sogar lebensbedrohende Krankheit. Jährlich passieren allein in der Schweiz etwa 10’000 Suizidversuche – etwa 1000 Menschen versterben dabei. Viele davon waren depressiv.

Jeder Fünfte hat ein hohes Risiko, einmal im Leben an einer behandlungsbedürftigen Depression zu erkranken. Auslöser können große Veränderungen im Leben wie Trennungen oder Schicksalsschläge sein, genauso gut kann es aber sein, dass man keinen direkten Auslöser feststellen kann. Ein aufmerksames Umfeld ist wichtig, damit Menschen mit Depressionen sich nicht völlig zurückziehen und unbemerkt leiden und die notwendige Behandlung erfahren können. Woran kann man erkennen, ob Angehörige oder Freunde an einer Depression leiden? Welche Warnsignale gilt es zu beachten?

Nicht alle depressiven Personen sind traurig

Wer depressiv ist, ist auch traurig? Nicht ganz. Die Depression äussert sich bei jedem Betroffenen unterschiedlich. Dabei steht nicht die Traurigkeit im Zentrum, sondern vielmehr, das Gefühl, gar nichts empfinden zu können. Trauer, Wut, Freude, Verzweiflung – alles wirkt abgeflacht. Erkrankte Personen fühlen sich wie in einer Blase, es scheint, als können sie nie wieder Freude empfinden. Sie sind hoffnungslos.
Vorsicht: An Depressionen erkrankte Menschen können ihre Probleme auch gut verstecken oder gar überspielen. So lachen sie, feiern und arbeiten wie die anderen. Es entsteht der Eindruck, alles sei in Ordnung. So ist es für das Umfeld möglich, dass die Depression lange nicht wahrgenommen bzw. erkannt wird. Dennoch gibt es einige Symptome und Warnzeichen, bei welchen Freunde und Familie hellhörig werden sollten.

Anzeichen einer Depression

Die Depression weist verschiedene Symptome auf, die auch hinsichtlich des Schweregrades unterschiedlich sein können. Nicht alle Anzeichen müssen gleichzeitig auftreten. Treten jedoch mehrere Symptome gemeinsam auf, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Gedrückte Stimmung
Betroffene sind bestimmt von vielerlei Arten negativer Gefühle wie Hoffnungslosigkeit, Pessimismus, innere Leere, Wert- und Hilflosigkeit, die sich bis um Gedanken an den Tod oder an Selbsttötung steigern können.

Verminderter Antrieb
Depressiven Menschen fällt es zunehmend schwer, ihre täglichen Herausforderungen zu meistern. Sie scheinen verlangsamt und ohne Energie.

Angst- und Schuldgefühle
Betroffene sind vielfach ängstlich. Oftmals ist die Unterscheidung zwischen einer Depression und Angsterkrankung schwierig. Zudem glaubt der Depressive, selbst schuld zu sein, an seinem Zustand, er hat das Gefühl, versagt zu haben.

Interessensverlust und sozialer Rückzug
Erkrankte Personen können ihr Interesse an Aktivitäten, und Hobbys, die sie vor ihrer Erkrankung gerne ausgeübt haben, verlieren. Auch das Treffen von Freunden und die Teilnahme an sozialen Aktivitäten ist kaum mehr zu leisten. Auch sexuelle Unlust ist ein häufiges, jedoch oft schambehaftetes Symptom.

Schlafstörungen
Häufig wird der Betroffene von Schlaflosigkeit oder Schlafunterbrüchen geplagt, Früherwachen oder ein übermässiges Schlafbedürfnis können auftreten.

Konzentrationsprobleme
Manchmal sind starke Konzentrationsschwierigkeiten das erste Problem, welches auffällt. Innerlich sind Betroffene mit ganz anderen Dingen beschäftigt, sodass gar keine Entscheidungen mehr gefällt werden können.

Verändertes Essverhalten
Appetitverlust und/oder Gewichtsabnahme können genauso wie übermässiges essen und Gewichtszunahme auf eine Depression hindeuten.

Körperliche Beschwerden
Anhaltende körperliche Beschwerden wie z.B. Rückenschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder Herzprobleme, welche nicht auf eine Behandlung ansprechen, treten bei Depressionen häufig zusätzlich auf.

Suizidgedanken
Fallen Aussagen wie: «Mein Leben hat keinen Sinn mehr», «Ich bin doch nur eine Belastung für euch», «Ich halte das alles nicht mehr aus», «Ich möchte lieber tot sein als leben», gilt es hellhörig zu werden. Solche Aussagen können auf eine suizidale Handlung hindeuten.

Unser FAQ über Depressionen behandelt die wichtigsten Fragen über dieses weit verbreitete Krankheitsbild.

Wie reagiere ich, wenn ich Suizidgefahr vermute?

Weit verbreitet ist die Vorstellung, dass wer von Selbstmord spricht, es nicht ernst meint. Tatsächlich ist aber das Gegenteil der Fall: Die meisten haben vor ihrem Suizid ihre Absichten geäussert oder Zeichen gegeben, diese wurden jedoch nicht gehört bzw. gesehen. Daher gilt für das Umfeld:

Suizidankündigung oder -drohungen ernst nehmen
Äusserungen von Suizidabsichten verunsichern. Es ist ein Irrglaube, dass Menschen, welche suizidale Absichten äussern «sich sowieso nichts antun». Suizidandeutungen sind ernst zu nehmen. Bei Verdacht gilt es aktiv nachzufragen.

Betroffenen zuhören
Oft berichten Überlebende von Suizidversuchen, dass ihnen jemand gefehlt hat, «der sich kümmert und zuhört». Zuhören, da sein und gemeinsam aushalten, kann überlebenswichtig sein.

Das Thema Suizid von sich aus ansprechen
Über Suizid zu sprechen kann eine wichtige Entlastung sein. Es stimmt nicht, dass Betroffene sich erst recht etwas antun, wenn sie mit der Thematik konfrontiert werden.

Professionelle Hilfe beiziehen
Suizidale Krisen sind in der Regel mit einer Depression oder einer anderen psychischen Erkrankung verbunden. Daher ist es von grosser Bedeutung, dass Fachleute hinzugezogen werden. Auch wenn der Betroffene das möglicherweise ablehnt, ist es gerade auch für Angehörige empfehlenswert sich fachlichen Rat zu holen.

Wie Suizidprävention funktioniert, erläutert unser folgender Artikel «Hinschauen – Tag der Suizidprävention».

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