Stresssymptome erkennen und reduzieren

Stetig steigende Anforderungen im Beruf, die Vermischung von Arbeits- und Freizeit, der Spagat zwischen Kind und Karriere – all das trägt dazu bei, dass Stress und Stressfolgeerkrankungen wie Erschöpfungsdepression heutzutage immer weiter zunehmen. Doch nicht jedem fällt es leicht, die eigenen Stresssymptome als solche erkennen und gezielt dagegen vorzugehen. Daher bietet dieser Artikel einen gezielten Überblick über die häufigsten Symptome und auch die dahinterstehenden Gründe und gibt auch Tipps, wie Sie selbst versuchen können, Stress abzubauen.

Was ist Stress eigentlich?

Stress ist im Grunde ein Ausnahmezustand des Körpers: Durch die Ausschüttung von Stresshormonen wird quasi Alarm gegeben, um eine Gefahrensituation zu überwinden. Stress ist in dem Sinne überlebenswichtig, als er im Körper zusätzliche Reserven mobilisiert und einen für kurze Zeit aktiver macht, was etwa eine Flucht ermöglicht. Im modernen Leben gibt es aber eine Vielzahl von Stressfaktoren, auf die wir nicht durch eine Handlung adäquat reagieren können. Zudem hält der Stress oft so lange an, dass der Körper sich nicht mehr in der Lage sieht, ihn zu bewältigen.
Wie sich Stress anfühlt und wodurch er genau ausgelöst wird, ist individuell unterschiedlich. Daher sind auch die Symptome individuell, es gibt jedoch einige, die besonders häufig auftreten.

Was sind die häufigsten Stresssymptome?

Körperliche Stresssymptome sind sehr vielfältig, alle von ihnen können auch Symptome anderer Krankheiten sein. Zu den häufigsten zählen:
• Rückenschmerzen
• Kopfschmerzen
• langanhaltende, schmerzhafte Verspannungen
• erhöhter Blutdruck
• Verdauungsstörungen (individuell unterschiedlich von Durchfall bis Verstopfung)

Zu den häufigsten psychischen bzw. psychosomatischen Stresssymptomen gehören:
• Erschöpfung bzw. gesteigerte Müdigkeit
Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen)
• Gereiztheit
• Antriebslosigkeit
• Gedankenschleifen (sich wiederholende Gedanken, die sich nicht „abschalten“ lassen)

Wenn Sie an unerklärlichen körperlichen Beschwerden wie Kopf- oder Rückenschmerzen leiden oder eine erhöhte Müdigkeit oder Antriebslosigkeit an sich beobachten, sollten Sie überlegen, ob es in Ihrem Leben dauerhafte Stressfaktoren gibt, die die Ursache dafür sein könnten, und wie Sie diese bekämpfen können. Stressbewältigung kann man lernen – wenn man lernt, Stresssymptome und -faktoren zu erkennen, damit umzugehen und konkrete Strategien dagegen zu entwickeln. Denn wenn Stress sich nicht mehr abbauen lässt, kann das auch Erkrankungen wie Depressionen oder Erschöpfungsdepression (Burnout) nach sich ziehen.

Stressbewältigung erlernen & Stresstagebuch führen

Am Beginn steht auf jeden Fall, sich bewusst zu machen, was den Stress auslöst. Dabei kann es helfen, eine Art „Stresstagebuch“ zu führen, in dem aufgezeichnet wird, was den Stress auslöst, wie er sich anfühlt, etc. Werden solche Aufzeichnungen über mehrere Wochen lang geführt, kristallisiert sich heraus, ob Sie unter Stressfaktoren leiden, die sich verändern lassen oder ob Sie auf diese keinen Einfluss haben. Bei Umständen, die Sie nicht selbst verändern können, wird oft dazu geraten, dass man versuchen solle, loszulassen und diese zu akzeptieren – allein das kann schon helfen, den Stress zu mindern. Aber was können Sie aktiv noch zur Stresslinderung beitragen?

Wie kann man selbst Stress abbauen?

Was am besten wirkt, um Stress abzubauen, ist bei jedem Menschen anders, hilfreich kann aber auf jeden Fall sein:
• Schlaf: Sorgen Sie dafür, dass Sie ausreichend und erholsam schlafen.
• Entspannung: Nehmen Sie sich vor allem am Abend bewusst Zeit, um zu entspannen, meiden Sie Lärmquellen und verbringen Sie weniger Zeit vor Bildschirmen. Für das bewusste Entspannen können auch Entspannungstechniken wie Atemübungen, Meditation oder autogenes Training helfen. Diese sollten Sie unter professioneller Anleitung erlernen.
• Erholung: Es ist wichtig, dass Sie auch „abschalten“ können, sich um Arbeit und andere Verpflichtungen nicht konstant sorgen müssen. Wie lange und wie viel Erholung jemand braucht, ist individuell sehr unterschiedlich!
• Bewegung: Ausreichend Bewegung und Sport helfen dabei, Stresshormone im Körper abzubauen. Bewegungsmangel dagegen kann Stress sogar verstärken!
• Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann ebenso zum Stressabbau beitragen und fördert allgemein das Wohlbefinden.

Zentral ist bei alldem, die eigenen Grenzen zu erkennen und akzeptieren, um sich nicht zu überlasten.

Ist ein Arztbesuch wegen Stresssymptomen sinnvoll?

Wenn Sie Ihre Stresssymptome nicht allein reduzieren können und sich überlastet fühlen, sollten Sie auf jeden Fall ärztliche Hilfe suchen! In einem ersten Schritt kann eine genaue Anamnese dazu beitragen, Ihren Stress besser zu verstehen. Bei chronischem Stress oder Stressfolgeerkrankungen wie Erschöpfungsdepressionen kann eine klinische Behandlung notwendig sein, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten wird. Dabei können sowohl psycho- als auch physiotherapeutische Behandlungen also auch begleitende Medikamente die richtigen Mittel der Wahl sein.

Dr. med. Marc Risch

Zum Autor
Dr. med. Marc Risch, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er studierte Humanmedizin in Zürich und Innsbruck und schloss sein Studium in Innsbruck mit einem Doktorat ab. In den weiteren Jahren absolvierte er vertiefende Ausbildungen unter anderen in den Bereichen Krisenintervention, wo er zusammen mit seiner Frau als Ausbildner für das Rote Kreuz tätig war. Seit 2012 führt der Psychiater seine eigene Praxis in Schaan und arbeitet als Chefarzt im Clinicum Alpinum.

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