Perfektionismus und Depression

Werden wir immer perfektionistischer? Viele von uns erleben, dass der Anspruch perfekt zu sein stetig zunimmt. Ursachen hierfür gibt es viele. Die Darstellung in sozialen Medien oder gesellschaftliche Ansprüche sind nur zwei Beispiele. Dadurch nehmen Depressionen, Stress und Angsterkrankungen zu.
Das Streben nach Perfektion im eigentlichen Sinne kennt jeder – sei es, weil man eine Aufgabe zur eigenen vollen Zufriedenheit erfüllen will, weil man sich das Ziel gesetzt hat oder um eine Beförderung durch exzellente Arbeitsleistung zu bekommen. An sich ist dieses Streben nichts Schlimmes, es spornt zu Höchstleistungen an. Doch wann kann es problematisch werden und was kann man dagegen tun?

 

Was genau ist eigentlich Perfektionismus?

Perfektionismus wird definiert als das Streben nach einem Ideal von Perfektion und Vollkommenheit, was spezifische Aufgaben oder alle Lebensbereiche betreffen kann. Wird Perfektion zum Maßstab, nimmt die Angst vor Fehlern zu, wodurch der gefühlte Druck für die Betroffenen weiter steigt. Während gesunder oder funktionaler Perfektionismus dazu beiträgt, dass man konstant gute Leistungen erbringt und sich verbessert, wirkt ungesunder Perfektionismus hemmend und führt dazu, dass man das Abschließen von Aufgaben aufschiebt, weil man mit ihnen noch nicht zufrieden ist.

Perfektionismus und Selbstwert

Für Perfektionisten hängt das Selbstwertgefühl mit dem Erbringen von Leistungen zusammen und sie denken, dass sie von anderen Anerkennung und Akzeptanz nur für exzellente Leistungen bekommen. Persönlichkeitsmerkmale wie Gewissenhaftigkeit und Ehrgeiz tragen zur Ausbildung von Perfektionismus bei. Einen wesentlichen Einfluss haben das Elternhaus und die Kindheit und Jugend allgemein, denn lernt man von klein auf, dass Fehler inakzeptabel sind und Wertschätzung von Leistung abhängt, begünstigt das Perfektionismus.

 

Wann wird Perfektionismus zum Problem?

Wenn man mit Misserfolgen nicht mehr umgehen, Fehler bei sich selbst und anderen nicht mehr tolerieren kann, wird Perfektionismus schädlich und hemmt im Alltag. Das kann so weit gehen, dass die Erwartungen nicht mehr in Relation zu dem stehen, was realistisch geschafft werden kann, und dass das Erfüllen von Aufgaben immer weiter prokrastiniert wird, weil man sich nur mit der perfekten Abgabe zufriedengeben möchte. Auch äußere Faktoren wie etwa die Familiengründung und der damit einhergehende Stress durch den Spagat zwischen Kind und Karriere können dazu führen, dass die eigenen Vorstellungen von Perfektion nicht mehr erfüllt werden können. Auch neurologische Dispositionen wie ADHS können es schwer bis unmöglich machen, dem eigenen Perfektionismus gerecht zu werden. In der Folge sinkt das Selbstwertgefühl, da man sich an äußerer Bewertung und Wertschätzung orientiert.

 

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Perfektionismus und Depression?

Übermäßiger Perfektionismus führt zu Stress, der in der Folge Ängste und psychosomatische Beschwerden auslösen kann. Der ständige Druck und das Gefühl mangelnder Anerkennung führen zu einem Teufelskreis mit erhöhter Anstrengung, die wiederum in Überlastung und Erschöpfung mündet. All das kann zu einer Belastungsdepression führen – was im Volksmund auch „Burnout“ genannt wird.

 

Wann und wo sollte ich mir Hilfe holen?

Hat man das Gefühl, dass man sich durch zu hohe Ansprüche selbst im Weg steht, oder vermutet bei sich oder nahestehenden Personen, dass Ängste und depressive Symptome mit Perfektionismus zusammenhängen könnten, ist es sinnvoll, bei einem Facharzt Hilfe zu suchen. Eine ausführliche Diagnostik ist Grundvoraussetzung, um festzustellen, welche therapeutischen Maßnahmen zielführend sind. Eine kognitive Verhaltenstherapie beispielsweise hilft, Verhaltensmustern auf den Grund zu gehen und diese zu verändern. Bei schweren Angst- oder Depressionssymptomen kann auch eine begleitende medikamentöse Therapie notwendig sein.

 

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